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Anstelle eines Pro & Kontra
Müssen Pfarrer Beamte sein?

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Die Zahl der Gemeindeglieder geht zurück und mit ihr die Kirchensteuer-einnahmen. Auf Synoden und unter Pfarrern wird diskutiert, ob sich die Kirche unter diesen Umständen ein "Beamtenchristentum" weiter leisten kann und soll. Es mag sicher gute Gründe geben, die dafür sprechen. Für Christoph Backhaus, Pfarrer aus Knau im Kirchenkreis Schleiz, spricht einiges dagegen. Für das "Pro" hat sich leider oder bezeichnenderweise niemand gefunden.

Anstelle eines Pro

André Poppowitsch | Foto: Kristin Döpel-Rabe


Zahlreiche Anfragen wurden gestellt, die Gründe für das Beamtenverhältnis im Pfarrberuf in einem Pro zusammenzufassen. Sie reichten von der Gemeindepfarrerin und dem Gemeindepfarrer vor Ort bis zum Mitarbeiter im Kirchenamt der EKD. Auf unsere Anfragen erhielten wir Absagen: sei es aus Zeitgründen oder aber, dass sich die Angefragten erst einmal grundsätzlich damit auseinandersetzen müssten, warum sie eigentlich verbeamtet sind.

Die Frage, ob Pfarrer verbeamtet sind oder nicht, mag nicht entscheidend sein für das Wohl und Wehe einer Kirche. Ob die Pension bzw. Rente durch eine Ruhegehaltskasse oder durch die Deutsche Rentenversicherung gezahlt wird, mag nicht den Unterschied ausmachen, ob der Pfarrberuf attraktiv ist oder eben nicht. Die Debatte zum Pro und Contra der verbeamteten Pfarrerschaft scheint zur Unzeit zu kommen. Denn während Bundesländer die Verbeamtung wählen, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, ploppt es "bei Kirchens" immer wieder auf, ob die Verbeamtung noch zeitgemäß ist.

Aber die Verbeamtung von Pfarrern hat auch Vorteile: Sie bringt Sicherheit, dass die Beschäftigung bis zum Pensionsalter währt. Verbeamtete Pfarrer können zudem überall eingesetzt werden. Zugleich bringt der Beamtenstand die Freiheit für die Verkündigung der Frohen Botschaft. Pfarrer sind in ihrem Tun und Reden vom Wohlwollen und Applaus ihrer Gemeinden unabhängig. Das Gehalt wird dennoch pünktlich gezahlt. Sie können so zu einem wirklichen Gegenüber ihrer Gemeinden werden und es auch bleiben.

Aber: Die Frage bleibt, welche Zwänge das Beamtentum mit sich bringt, und ob es künftig auch noch finanzierbar bleibt. Und es verführt dazu, dem Pfarrer alle Aufgaben auf den Schreibtisch zu schieben. Er oder sie wird es schon richten.

Kontra

Christoph Backhaus, Pfarrer in Knau | Foto: privat

Die Frage ob Verbeamtung oder nicht ist meines Erachtens nicht die entscheidende Frage. Weder wenn es darum geht, geeigneten Nachwuchs zu finden, noch wenn es ganz allgemein um die Zukunft der verfassten Kirche geht. Es gibt vernünftige Gründe für eine Verbeamtung und auch dagegen. Dazu zählen zum Beispiel die höheren Kosten, die das System des öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnisses mit sich bringt und die Frage, wie sich die Kirche dies weiterhin leisten kann und will.

Für mich persönlich, der ich selbst Teil dieses Systems bin, ist aber entscheidend, ob ich ehrlich den Menschen in die Augen schauen kann. All jenen, die gemeinsam mit mir im Dienst der Verkündigung tätig sind: die Kantorinnen, die Gemeindepädagogen, die Diakoninnen, die Lektoren und Prädikantinnen. Und genauso allen anderen Mitarbeitern in unserer Kirche: denjenigen, die in den Gemeindebüros und den Kirchenämtern tätig sind, den Hausmeistern, den Friedhofsmitarbeitern und den Küsterinnen in den Kirchengemeinden sowie allen, die sich ehrenamtlich mit ihrer Zeit und ihrem Engagement in der Kirche einbringen.

Und kann ich den Menschen, zu denen ich gesandt bin, inner- und außerhalb unserer Kirchengemeinden in die Augen schauen, wenn ich als Privatkassenpatient Ruckzuck einen Termin beim Orthopäden bekomme, während andere ein halbes Jahr warten? Oder kann ich mich auf meine Pension in Höhe von gut 70 Prozent meines letzten Gehaltes freuen, während andere mit einem Rentenniveau von knapp 50 Prozent ihres letzten Einkommens zu rechnen haben?
Mir persönlich fällt dieser ehrliche Blick in die Augen der anderen schwer, und deswegen habe ich meine Schwierigkeiten mit diesem Anstellungsverhältnis. 

Weitere Beiträge zum Pfarrberuf: 

Warum ich Pfarrer geworden bin
Der letzte seiner Art
Nachwuchssorgen
Autor:

Online-Redaktion

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