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Erinnert
Tee und Törtchen mit dem Papst

Papst Benedikt XVI. hat am 14.3.2010 erstmals die evangelisch-lutherische Gemeinde in Rom besucht (Foto, li. Pastor Jens-Martin Kruse von der Christuskirche). | Foto: epd-bild/Cristian Genari
  • Papst Benedikt XVI. hat am 14.3.2010 erstmals die evangelisch-lutherische Gemeinde in Rom besucht (Foto, li. Pastor Jens-Martin Kruse von der Christuskirche).
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Zu den besonders schönen Aufgaben, die mit dem Dienst als lutherischer Pfarrer in Rom verbunden sind, gehören die vielfältigen ökumenischen Aktivitäten, zu denen oft auch Begegnungen, Gespräche und Gottesdienste mit dem Papst gehören.

Von Jens-Martin Kruse

Dieses sehr besondere römische Mikroklima führt dazu, dass man sich gegenseitig gut kennt und vertraut. Manchmal lassen sich auf dieser Grundlage auch Dinge gestalten, die auf den ersten Blick unmöglich erscheinen. Zu diesen ökumenischen Wundern gehört für mich der Gottesdienst, den ich mit Papst Benedikt XIV. am 14. März 2010 in der Christuskirche Rom feiern durfte.

Dieser Besuch bringt im Kleinen zum Ausdruck, welchen Stellenwert die Ökumene für Benedikt XVI. besaß. Denn das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche war bereit, mit unserer kleinen Gemeinde in Rom einen Gottesdienst in lutherischer Tradition zu feiern. Über viele Wochen habe ich dieses besondere Ereignis mit den Prälaten des Päpstlichen Hauses in vielen Besprechungen vorbereitet.

In unserer Kirche wurde der Papst von der Gemeinde mit herzlichem Beifall begrüßt. Das Erste, was viele Menschen an diesem Abend beeindruckte, war das bescheidende und freundliche Auftreten des Papstes und die Offenheit, mit der er auf die Menschen zuging. Wie ein einfacher Christ feierte er den Gottesdienst mit, hörte aufmerksam meiner Predigt über die Epistel des Sonntags (2. Korinther 1, Verse 3–7) zu und bestieg dann selber die Kanzel der Christuskirche. Schnell legte er sein Manuskript beiseite und predigte frei über einen Abschnitt aus dem Johannesevangelium (Johannes 12, Verse 20–26).

Papst Benedikt hat der Gemeinde ein eindrückliches Gastgeschenk gemacht, nämlich die Rekonstruktion eines Christusmosaiks aus dem 9. Jahrhundert, das den segnenden Christus zeigt und sich im Original im Petersdom befindet. Wir überreichten dem Papst ein gerahmtes Foto der Taufschale der Kirche, in der ein Vers eines Taufgedichts eingraviert ist: „Eine Taufe, ein Geist, ein Glauben.“

Die Nähe und Gemeinschaft, die wir im Gottesdienst erfahren hatten, setzte sich anschließend beim privaten Besuch des Papstes in unserer Pfarrwohnung fort. Bei Tee und italienischen Törtchen saßen wir mit meiner Frau und unseren Kindern in unserem Wohnzimmer beisammen, haben kurz über die Ökumene, aber vor allem über den römischen Alltag mit seinen besonderen Herausforderungen und das Aufwachsen unserer Kirche gesprochen. Eine eindrückliche Stunde, die wir mit dem sehr freundlichen, nahbaren und interessierten Papst leben durften.

Mit seinen ökumenischen Gesten, Ansprachen und Besuchen hat Papst Benedikt XVI. wichtige und bleibende ökumenische Akzente gesetzt. Dabei hat er die Schwierigkeiten oft ehrlich beim Namen genannt. Manche haben daran Anstoß genommen und dadurch vielleicht überhört, dass dieser Papst zugleich immer wieder auch – wie beim Besuch in der Christuskirche – aufgezeigt hat, wie die Gemeinschaft zwischen den Kirchen weiter wachsen kann.

Wie ein ökumenisches Vermächtnis von Benedikt XVI. lesen sich heute die Worte, die er am Ende seiner Ansprache in der Christuskirche gesagt hat: „Ich glaube, wir sollten vor der Welt vor allem dies sichtbar machen: nicht allerlei Zank und Streit, sondern die Freude und die Dankbarkeit dafür, dass der Herr uns dies schenkt und dass es wirkliche Einheit gibt, die immer tiefer werden kann und die immer mehr auch zum Zeugnis für das Wort Christi, für den Weg Christi werden soll in dieser Welt.“ 

Der Autor war von 2008 bis 2017 Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Rom. Heute ist er Pastor an der Hamburger Hauptkirche St. Petri.

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