Nachgefragt
Vergebung als Zeichen

Foto: epd-bild/Heike Lyding

Der sächsische Landesbischof Tobias Bilz war einer der Redner bei der Unum in München – und einziger landeskirchlicher Vertreter. Warum er die Kritik an der Konferenz nicht bestätigen kann, erklärt er im Gespräch mit Beatrix Heinrichs.

Die Unum stand in der Kritik, queerfeindlichen und antisemitischen Positionen eine Bühne zu geben. Sie haben an Ihrer Teilnahme festgehalten. Warum?
Tobias Bilz: Ich bin immer wieder damit konfrontiert, dass Vorwürfe über bestimmte Personen an mich herangetragen werden. Deshalb habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, mit den jeweils Betroffenen direkt zu sprechen. Das habe ich auch hier getan. Dabei habe ich die Vorwürfe nicht bestätigt gefunden und bin deshalb gern nach München gefahren. Auch dort haben die Dinge keinerlei Rolle gespielt.

Die Veranstalter haben im Vorfeld betont, dass die Unum keine Plattform für politische Auseinandersetzungen sein will. Wie haben Sie die Stimmung vor Ort erlebt?
Man kann tatsächlich davon sprechen, dass es sich um eine Aneinanderreihung von Gottesdiensten gehandelt hat. In der Regel gab es eine Lobpreiszeit, danach einen Verkündigungsimpuls und schließlich eine Gebetszeit. Die Stimmung war durchgängig positiv und fröhlich. Ich bin nachhaltig von der hohen Professionalität der Veranstaltung beeindruckt. Dazu kam eine ausgeprägte Herzlichkeit im Umgang miteinander. Das ist auch deshalb eindrücklich, weil die Anwesenden tatsächlich aus ganz verschiedenen Konfessionen und Denominationen sowie Frömmigkeitsprägungen kamen.

Das Motto der Unum lautete „Eins sein“ und stellte die Einheit der Christen unterschiedlicher Konfessionen in den Vordergrund. Wo hat der Einheitsgedanke Ihrer Ansicht nach Grenzen?
Einheit stößt dann an ihre Grenzen, wenn sie zur Einheitlichkeit wird. Es wird dabei bleiben, dass wir als Christen vielstimmig sind und mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten vielfältig den Glauben leben.

Die Abschlussveranstaltung haben Sie gemeinsam mit Ihrem katholischen Amtskollegen Heinrich Timmerevers und weiteren freikirchlichen Pastoren gestaltet. Dabei haben Sie sich als Stellvertreter Ihrer Konfessionen auch gegenseitig für Fehler im Umgang miteinander um Vergebung gebeten. Welche Signalwirkung erhoffen Sie sich von dieser Geste?
Die Christentumsgeschichte ist nicht nur eine Segensgeschichte. Sie ist auch eine Geschichte des Kampfes und Streites, eine Geschichte gegenseitiger Anklagen und Verletzungen. Am Ende der Konferenz haben einige der anwesenden Leiter und Leiterinnen zum Ausdruck gebracht, dass sie das als Schuld begreifen und einander um Vergebung gebeten. Das ist ein wichtiges Zeichen in Zeiten, in denen das Gegeneinander auch in der Gesellschaft stärker wird.

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Einheit, die spaltet
Autor:

Online-Redaktion

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