»Amal, Berlin!« bedeutet Hoffnung
Sie kommen aus Ägypten, dem Irak, Iran, Syrien und Afghanistan: zehn Frauen und Männer, die in ihren Heimatländern als Journalisten gearbeitet haben und nun in Deutschland an »Amal, Berlin!«, einem Fortbildungsprojekt der Evangelischen Journalistenschule in Berlin, teilnehmen.
Von Monika Herrmann
Auf dem großen Konferenztisch lagert die Technik: Laptops, Fotoapparate, Smartphones. Die Journalisten – manche sind erst seit ein paar Monaten in Berlin, andere schon seit zwei, drei Jahren – erzählen, was sie erlebt haben auf ihren Wegen durch das multikulturelle Berlin. »Kirchen gibt es ja genug«, sagt lachend Rahmani Noorullah. Der 46-Jährige kam vor drei Jahren mit seiner Familie aus Afghanistan nach Deutschland. Er spricht nicht nur Farsi und Paschtu, sondern auch Arabisch. In Kabul hat er vor allem aktuelle Reportagen für Fernsehsender gedreht. »Aber Journalisten haben in meiner Heimat keine Freiheit in ihren Berichterstattungen. Alles wird kontrolliert und zensiert«, erzählt er. Als der Journalist auch noch Probleme mit den Taliban bekam, machte er sich mit der Familie auf den Weg nach Deutschland.
Über die Fluchtwege, das Elend, die Ängste will der geflüchtete Mann nicht sprechen. Aber er ist froh, dass die Familie jetzt ein unbefristetes Bleiberecht in Deutschland hat. Und dann zeigt Rahmani Handy-Fotos von seinen vier Kindern und seiner Frau. »Wir haben es geschafft«, sagt er. Er hat Deutsch gelernt und schon ein bisschen für einige Medien gearbeitet. Jetzt hofft er, durch das Training an der Evangelischen Journalistenschule bald mehr für deutsche Medien arbeiten zu können.
Genauso wie Mahmad Abdi. Der junge Mann aus Damaskus hat als Journalist in Syrien gearbeitet. Seit 18 Monaten lebt er als anerkannter Flüchtling in Berlin. »Und zwar in einer Wohnung und mit Bleiberecht«, sagt er. Für seine Reportage hat er sich auf den Weg zu einer evangelischen Gemeinde gemacht. »Ich habe ja nicht gewusst, dass es Unterschiede zwischen katholischen und evangelischen Christen gibt, aber der Pfarrer dort hat es mir erklärt.« Mahmad Abdi spricht schon sehr gut deutsch und hofft jetzt, mal einen Beitrag in einer deutschen Zeitung absetzen zu können. Vielleicht in einer Kirchenzeitung? »Auch da«, sagt der junge Mann. Dann müssen er und der Kollege aus Afghanistan wieder in den Seminarraum.
Julia Gerlach hat kurz Zeit, um das Projekt zu erklären. Sie gehört zur Evangelischen Journalistenschule, ist Mitbegründerin von »Amal, Berlin!« und setzt sich dafür ein, dass die geflüchteten Journalisten eine echte Chance bekommen. »Das Handwerk kennen sie ja, was noch fehlt, sind genügend deutsche Sprachkenntnisse und das Wissen darüber, welche Vorgaben es im deutschen Journalismus gibt.«
»Amal, Berlin!« gibt es seit Kurzem, aber es scheint ein Renner zu sein. Durch die gestellten Aufgaben, etwa die Reportagen, erweitern die Journalisten ihr Handwerk. Ihre Beiträge werden in Arabisch, Persisch und Deutsch veröffentlicht. »Wir als Journalistenschule sind Träger des Projekts, aber die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) finanziert es«, sagt Gerlach.
Jeweils zwei Monate dauert »Amal, Berlin!«. Eigentlich viel zu wenig Zeit für die Lernenden, aber für sie ist es ein Schritt in ihre journalistische Zukunft. »Amal bedeutet Hoffnung«, sagt Rahmani Noorullah.
<a href="www.amalberlin.de">www.amalberlin.de</a>
Autor:Adrienne Uebbing |
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