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Arbeiten, wo andere Urlaub machen

Sehnsuchtsort für Wintermuffel: Teneriffa, die größte der Kanareninsel, bietet Dauerresidenten wie Kurzurlaubern nicht nur Sonne, Wasser und ganzjährig milde Temperaturen. Sie bietet auch deutsche Urlauberseelsorge.
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  • Sehnsuchtsort für Wintermuffel: Teneriffa, die größte der Kanareninsel, bietet Dauerresidenten wie Kurzurlaubern nicht nur Sonne, Wasser und ganzjährig milde Temperaturen. Sie bietet auch deutsche Urlauberseelsorge.
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Der Inselhirte: Immo Wache arbeitet als Pfarrer im spanischen Urlaubsparadies Teneriffa
Von Andrea Seeger

Er hat das, was man ein sonniges Gemüt nennt. Insofern passt Immo Wache gut zu seinem Arbeitsplatz an der Playa de Las Américas an der Costa Adeje. Hier liegt das Zentrum der Tourismusseelsorge der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) und der evangelischen Kirchengemeinde Teneriffa-Süd. In der Nähe des Busbahnhofs thront oben auf dem Berg die katholische Kirche San Eugenio. Hierhin lädt Immo Waches Gemeinde jeden Sonntag ab 12 Uhr zum Gottesdienst ein. Danach geht es ins Haus der Begegnung zum Kirchencafè. Im Gemeindezentrum stehen sonntags Kaffee mit Kuchen und Wiener Würstchen auf dem Plan und vor allem: viele Gespräche.
»Man muss schon ein Interesse an Altenarbeit haben«, sagt Immo Wache, Jahrgang 1961, und lacht. Seit einem Jahr arbeitet der gebürtige Bremer auf Spaniens Sonneninsel. Er versteht sich als Inselhirte. Mit seinen Hobbys Gitarre, Chorarbeit, Wandern, Schwimmen und Doppelkopf ist er hier bestens aufgehoben. Politik und Geschichte mag er auch und natürlich Menschen. Die kommen zuhauf. Um die 180 Gottesdienstbesucher begrüßt er Sonntag für Sonntag oben im Kirchlein, Deutsch sprechende, aber auch Briten, Italiener, Letten. »Das Bild ist bunt«, beschreibt Wache und meint das durchaus vielschichtig. Es umfasse den ganz normalen Landeskirchen-Protestanten über Freikirchler und Pfingstler bis hin zum Katholiken.
Zur Evangelischen Kirche Deutscher Sprache auf Teneriffa gehören auch La Palma, La Gomera und El Hierro. In diesem Gebiet wohnen rund 20.000 deutschsprachige Residenten. Während des Winterhalbjahres von Oktober bis April kommen rund 100 000 Langzeit- und rund eine Million Kurzzeiturlauber dazu.
Früher gab es auf Teneriffa nur die evangelische Gemeinde im Norden, in Puerto de la Cruz. Dann setzte ein Boom ein, die EKD musste handeln. Die Verantwortlichen schufen eine zweite Pfarrstelle in Los Cristianos im Süden. So kam Immo Wache am 1. September 2017 nach Teneriffa – für sechs Jahre. Mit dabei ist Ehefrau Verena und das ist gut so. Denn sie ist nicht nur erste Ansprechpartnerin für ihren Mann, sondern arbeitet auch als Küsterin und Prädikantin für die Gemeinde.
»Die Türen der Kirche lassen wir beim Gottesdienst offen«, erklärt der Pfarrer. Das hat einerseits mit den Temperaturen zu tun, andererseits soll es einladen mitzumachen, näher zu kommen. »Und bei uns im Gottesdienst wackeln die Mauern«, kündigt Immo Wache an.
Der 20-köpfige Kirchenchor singt mit einer Inbrunst und Leidenschaft, dass einem ganz warm ums Herz wird. Sie müssen sich auch kräftig ins Zeug legen, denn direkt neben der Kirche ist der »Soul Club« beheimatet. Da kostet ein Pint Bier bis 18 Uhr einen Euro. Viele junge Männer lassen sich dadurch zum Trinken anregen. Je mehr sie dem Bier zusprechen, desto lauter wird der Ton.
Aber es gibt ja nicht nur den kraftvollen Kirchenchor, sondern auch die Orgel. Die 86-jährige Organistin spielt wunderbar, es ist eine Wonne. »Weil Menschen aus vielen Ländern den Gottesdienst besuchen, haben wir Elemente von Taizé eingebaut«, erklärt Pfarrer Wache. Er bleibt angesichts des Biergegröles ganz ruhig. »Schlichte Formen der Liturgie, und alle können sich beteiligen«, sagt er noch.
Die Gemeinde bietet Gästen auch die Möglichkeit, Taufen, Trauungen und Ehejubiläen mit einem Gottesdienst zu feiern. Im Juli traut Immo Wache ein deutsch-spanisches Paar am Strand von La Palma, im weißen Talar. Vor kurzem habe er auf Teneriffa getraut. »Das Paar ist zwar schon zehn Jahre verheiratet und hat zwei Töchter. Aber es wollte jetzt ganz entspannt im Urlaub die kirchliche Hochzeit nachholen«, berichtet er.
Der Pfarrer würde bei Kurzzeittouristen gerne mehr Werbung für die Gemeindeangebote machen. »Aber die Katholiken hier auf der Insel verstehen unter evangelisch eher aggressiv missionarische Freikirchen«, erklärt Wache. Werbung in eigener Sache sei in den Hotels spätestens nach einer Stunde entfernt. Und: »Religiöse Veranstaltungen am Strand sind verboten«, klagt der Pfarrer. Ideal für Freiluftveranstaltungen seien zum Beispiel auch alte Dreschplätze. Das hätte mal jemand als Ort für eine Gemeindeveranstaltung im Gemeindebrief angegeben. »Als es so weit war, standen zwei Polizisten da«, erinnert er sich. Die Protestanten mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen.

www.evangelische-kirche-teneriffa.de

Sehnsuchtsort für Wintermuffel: Teneriffa, die größte der Kanareninsel, bietet Dauerresidenten wie Kurzurlaubern nicht nur Sonne, Wasser und ganzjährig milde Temperaturen. Sie bietet auch deutsche Urlauberseelsorge.
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Sonniges Gemüt: Pfarrer Immo Wache ist seit einem Jahr als Urlauberseelsorger für den Süden Teneriffas zuständig. | Foto: privat
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