Interview
Dave Coryell rühmt den Herzschlag von Christian Endeavor
Die 29. Christian Endeavor World Convention fand vom 19. bis 23. Juli 2023 auf dem Flensunger Hof in Mücke (Hessen) statt. Unter dem Motto „Make the planet shake“ (=Bringt den Planeten zum Beben) versammelten sich leitende Vertreter aus 29 Ländern. Der Jugendverband Christian Endeavor (CE) ist in 49 Ländern aktiv und hat in etwa zwei Millionen Mitglieder. In Deutschland heißt der CE Entschieden für Christus (EC), als christlicher Jugendverband ist er in vielen Regionen als lokale Kinder- und Jugendarbeit der Kirchengemeinden bekannt, aber er ist auch überregional z.B. sozialmissionarisch tätig. Auf der CE World Convention trafen sich die überregionalen Leiter als Vertreter ihrer Länder, um sich zu vernetzen um teilzuhaben und zu ermutigen sowie um gemeinsam Gott die Ehre zu geben. Im Sinne des interkulturellen Austausches wurde das Programm auf landestypische Weise gestaltet z.B. mit Gesang und Tänzen in kulturspezifischen Gewändern.
Die veranstaltende Dachorganisation Christian Endeaver World wurde vor Ort personell vertreten vom CE World Generalsekretär Dave Coryell aus den USA . Im Gespräch mit Nicole Schneider erklärt er, was den Verband seit mehr als 100 Jahren am Leben erhält, wie die Kommunikation mit den nationalen CE-Verbänden funktioniert und welche überraschenden Erkenntnisse die Corona-Pandemie dem Verband einbrachte.
Christian Endeavour (CE) wurde bereits 1881 gegründet. Welche Herausforderungen hat CE heutzutage?
Eine so lange Geschichte zu haben ist sehr schön, um zu feiern, was Gott in den letzten 142 Jahren getan hat. Mit der Zeit haben sich aber u.a. Sprache und Einstellungen verändert, sodass CE natürlich einige Anpassungen vornehmen muss. Gleichzeitig sind die Hauptwerte des CE direkt aus der Bibel und nicht veränderbar. Die Herausforderung besteht also dauerhaft darin, das Unveränderbare so zu transportieren, dass es junge Menschen anspricht. Dass CE nach 142 Jahren noch immer besteht, liegt an unserer Methode um relevant zu bleiben. CE bleibt relevant, weil wir junge Menschen in den Dienst miteinbeziehen. Wo immer ein CE auszusterben droht, liegt es daran, dass Erwachsene vergessen, dass sie die jungen Menschen bevollmächtigen und ihnen Leitung übertragen sollen. So etwas kommt vor. CE ist eine Bewegung und eine Bewegung lebt davon, dass man ihren Sinn und Zweck lebt. Daher ist die fortlaufende Herausforderung für CE, seinem Ursprung treu zu bleiben und sich dafür einzusetzen, dass junge Menschen Leitung und Dienst übernehmen.
In wie weit ist CE von aktuellen globalen Krisen wie der Pandemie oder der Klimakrise betroffen?
Die ganze Welt wurde von der Pandemie getroffen, also hat es auch uns betroffen. Zum Beispiel konnten Camps nicht stattfinden etc., was Folgen nach sich zieht. Aber Gott war von der Pandemie nicht überrascht und seit biblischen Zeiten nutzt er Herausforderungen, um für Menschen oder Menschengruppen Großes zu vollbringen.
Ich möchte eine kurze Geschichte erzählen: Vor 125 Jahren haben deutsche Missionare der Liebenzeller Mission das Konzept von CE nach Bangladesch gebracht. Junge Menschen wurden ausgebildet und bevollmächtigt, über die Zeit entstanden 163 dem CE zugehörige Kirchen."We didn't even know they existed!"
Allerdings war Bangladesch nicht mit CE World verknüpft; man wusste nicht voneinander. Während der Pandemie wollte der junge Communication Director von CE Bangladesch im Internet recherchieren, ob irgendjemand außerhalb seines Landes von CE weiß. So stieß er auf CE World, nahm Kontakt auf und CE World kam nach Bangladesch. Dies geschah aufgrund der Pandemie. Ja, sie hat Herausforderungen mit sich gebracht, aber auch Chancen und Segen, denn Gott kann das Herausfordernde zum Guten nutzen.
Auch der Klimawandel betrifft uns. Als CE sind wir stark im Pazifik vertreten, dort haben einige Länder Inseln verloren. Natürlich ist das eine große Herausforderung, aber wir versuchen, Möglichkeiten zu sehen und junge Menschen auszurüsten. Auf einer Konferenz mit über 20 Ländern hatten wir Experten, Professoren, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen, die ein interaktives Angebot für junge Menschen ausgearbeitet haben, mit dem sie nicht nur etwas über den Klimawandel lernen, sondern auch über ihre Handlungsmöglichkeiten. Ja, es ist herausfordernd, aber wir versuchen, Chancen daraus abzuleiten.
CE ist eine Jugendorganisation; gibt es auch für ältere Menschen die Möglichkeit, teilzuhaben?
Natürlich. Menschen werden älter und entwachsen dem CE –Programm, trotzdem möchte Gott, dass sie weiterhin in der Beziehung mit ihm wachsen.
Etwas, was uns als CE einzigartig macht, ist das sogenannte Versprechen. Von klein auf ermutigen wir Menschen, dieses täglich einzuüben, sodass es bestenfalls zur Gewohnheit für das ganze Leben wird. Gott selbst hat in Dtn 6, 4-9 seinem Volk den Auftrag gegeben, das Wichtigste täglich zu wiederholen und an sämtlichen Orten sichtbar zu machen, um sich immer wieder daran zu erinnern. Als Christen müssen wir unabhängig von unserem Alter, jeden Tag wieder Jesus ins Zentrum unseres Lebens stellen und ihm die Kontrolle überlassen.
Worin CE Vorbild für andere Organisationen sein kann, ist diese Schlüsselmethode, junge Menschen zu lehren, wie sie ihr Leben 24/7 als Nachfolger Jesu leben. Wenn sie dann dem Jugendprogramm entwachsen (und „Jugend“ endet je nach Kultur irgendwann zwischen High School und 30. Geburtstag) und einen neuen Lebensabschnitt betreten, beginnen sie ihre tägliche Gewohnheit weiterzuführen und sich zu fragen, wie sie Gott noch mehr ehren können. Zudem kommt es vor, dass Menschen, die dem CE entwachsen, sich entscheiden, ihre eigenen Veranstaltungen auszurichten. Das ist großartig, denn Menschen, die im CE groß werden, sind dazu ausgebildet, Leiter zu sein und ihre eigenen Programme zu leiten.
Der CE, in Deutschland EC, ist in viele regionale Gruppen organisiert. Wie ist die Weltorganisation mit den regionalen Gruppen verknüpft?
Die regionalen Gruppen vereinen sich unter nationaler Leitung. CE World verbindet die Leitenden der Länder.
Als monatliches Kommunikationsmittel nutzen wir einen elektronischen Newsletter, für den man sich registrieren lassen kann, wenn man Bilder, Videos und Berichte aus den CE-Arbeiten weltweit erhalten möchte.
CE World ermutigt außerdem die nationalen Leitungen, ihre regionalen Leiter mehr auszubilden. Hierfür stellen wir Ressourcen, Material und Personen zur Verfügung. Ich selbst habe beispielsweise 2019 auf der Osterkonferenz in Gunzenhausen gesprochen und im Zuge ihres regionalen Jubiläums zehn bayrische Städte besucht, in denen ich mit den Leitenden in den Austausch gehen und sie ermutigen durfte. Manchmal unterstützen wir die regionalen Arbeiten direkt, meistens läuft es eher über die nationale Ebene.
Wie setzt sich CE World dafür ein, dass sich verschiedene Nationen vernetzten? Gibt es so etwas wie ein Jugendaustauschprogramm?
Ja, wir haben Austauschfahrten, aber da diese oft teuer sind, haben wir während der Pandemie etwas Neues gestartet: wir haben Jugendgruppen aus verschiedenen Ländern online vernetzt, sodass sie potenzielle Freunde aus anderen Ländern kennen lernen konnten und sich ermutigen konnten. Das kam bei den jungen Menschen sehr gut an.
Über den Newsletter kann auch eine Vernetzung entstehen.
Außerdem findet jährlich um den 2. Februar, den Geburtstag von CE, ein Event statt. Wir ermutigen lokale Gemeinden, dass die jungen Menschen den Lobpreis leiten und davon Videos aufnehmen und diese teilen. Letztes Jahr haben Gemeinden aus 30 verschiedenen Ländern teilgenommen. Dies ist ein kleiner Anfang, wie junge Menschen sich vernetzen und austauschen können, wie sie sehen, wie andere ihren Glauben leben und sich ermutigen und erfreuen.
Zudem haben wir eine kleine Gruppe, die sich „under 30 collective“ nennt. In dieser Gruppe kommen Vertreter aus verschiedenen Ländern zusammen, die das Thema für den CE-Tag auswählen und wertvollen Einblick darüber gewähren, wie der Dienst funktioniert. Ihr Feedback ist uns wichtig, damit das, was wir produzieren, wirklich einen Einfluss auf junge Menschen hat und sie bestärkt.
Die aktuelle Konferenz steht unter dem Motto „Make the planet shake“ (=bringt den Planeten zum Beben). Können Sie uns davon erzählen, wie CE bereits wirklich etwas zum Beben gebracht hat?
Das werde ich auf zwei Arten beantworten:
Es gibt so viele Wege, wie CE einen Einfluss auf das Leben von Menschen auf der ganzen Welt hatte und hat. Ich könnte die nächsten Stunden damit füllen, davon zu berichten, wie das Leben von jungen Menschen durch diesen Dienst verändert wurde und wie treu sie zur Kirche gehen, weil sie sehen, dass andere junge Menschen beteiligt und bevollmächtigt sind. Manche kommen, weil sie sehen möchten, wovon ihre Freunde Teil sind und was dort passiert, und dann lernen sie Jesus Christus kennen. Das ist wirklich kraftvoll.
Vor etwas mehr als einem Jahr konnten wir das in Uganda beobachten, als CE dort gerade erst begann. Es gab eine kleine Kirche mit 60 Personen, die Hälfte davon unter 18 Jahre. Wir fingen an, die jungen Menschen zu lehren, zu bevollmächtigen und haben ihnen unter Begleitung von Coaches die Dienste anvertraut. Die jungen Menschen übernahmen Tänze und Lobpreiszeiten und alle waren begeistert und begannen, jedem davon zu erzählen. Immer mehr junge Menschen kamen in die Gemeinde und nur wenige Monate später bekam ich eine E-Mail, dass 19 junge Menschen zum ersten Mal zum Glauben an Jesus Christus kamen. Sie schlossen sich der Gemeinde an und wurden Teil der Teams und durften gemäß ihrer Gaben dort Leitung übernehmen.
Die zweite Art, wie ich antworten möchte, geht von einer Frage aus. Denn wenn die Erde bebt, sei es durch ein Erdbeben oder eine Lawine, bringt dies Tod und Zerstörung. Wir möchten weder Tod, noch Zerstörung eine Plattform bieten, warum also würden wir sagen: „bringt den Planeten zum Beben!“? Das hat mit einer ganz wichtigen Ressource zu tun, die Gott uns gibt, die aber oft vergessen wird. Wir denken an Zeit, Geld, Gaben und Talente, aber in 2023 ist dies nicht die wertvollste Ressource, die Gott uns gibt: Vor ein paar Jahren war ich auf einer Veranstaltung und es gab ein Erdbeben. Obwohl es 1300 km weit weg war, bebten die Wände bei uns. Als das geschah, war die Aufmerksamkeit von jeder einzelnen Person ungeteilt. Der gesamte Fokus lag auf „was passiert hier?“ Wenn wir sagen „bringt den Planeten zum Beben“, fordern wir junge Menschen heraus, so anders zu leben, dass die Welt sagen wird: „Was passiert hier? Was ist bei diesen Menschen anders?“ Wo Leben radikal durch Jesus verändert werden, werden sie so leben, dass andere „wow“ sagen. Wir werden die Welt zum Beben bringen, indem wir ihre Aufmerksamkeit erregen und sie in ein Leben mit Jesus Christus führen.
Das ist Christian Endeavor und dazu fordern wir Menschen heraus.
Das Gespräch wurde auf Englisch geführt und nachträglich übersetzt.
Christian Endeavor World
Entschieden für Christus Deutschland
Autor:Praktikant G + H |
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