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Kirche und Umwelt
Die nächsten Schritte sind längst bekannt

Unbemerkt ist eine Welt-Umweltkonferenz vorübergegangen. Nur wenige Meldungen, kaum Bilder. Ich schreibe diesen Beitrag an einem Juni-Wochenende mit neuen Hitzerekorden. Temperaturen um die 40 Grad Celsius in Mitteldeutschland! Geschwächte sind besonders gefährdet – Menschen, Pflanzen, Tiere. Lokal und global.

Von Hans-Joachim Döring

Besagte UN-Umweltkonferenz hatte das Motto: „Ein gesunder Planet für den Wohlstand aller“. Sie fand am 2. und 3. Juni in Schwedens Hauptstadt Stockholm statt. UN-Generalsekretär António Guterres sagte zur Eröffnung: "Die natürlichen Systeme der Erde können mit unseren Anforderungen nicht Schritt halten". Damit sprach er das jahrzehntelange Missachten von zwei elementaren Grenzen an: Den natürlichen Grenzen unseres Planeten und den ökonomischen Grenzen unseres Wachstums und Wohlstandes. Sie bedingen sich. Darum die Hitzewochen und ihr Stress. Der globale IST-Zustand der Erde ist krank. Mit einem biblischen „Jetzt ist die Zeit“ mahnt der Generalsekretär: "Wir müssen jetzt unseren Kurs ändern und unseren sinnlosen und selbstmörderischen Krieg gegen die Natur beenden."

Die Welt-Umweltkonferenz war keine gewöhnliche. Bereits 1972, vor 50 Jahren, fand die erste ihrer Art ebenfalls in Stockholm statt. Ich war Abiturient. Was heute noch angemahnt wird, wurde damals schon formuliert. Im März 1972 war der Bericht des Club of Rom, einer interdisziplinären Wissenschaftlervereinigung erschienen. Der Bericht entwarf ein Weltmodell: Die Erde sei begrenzt. Wenn Wachstum und Expansion ungebremst weitergehen, erleben wir eine Periode des "overshoot", das Überschreiten von Grenzen. Diese Prozesse würden Mitte des 21. Jahrhunderts zu einem „plötzlichen und unkontrollierbaren Niedergang“ der gewohnten Lebensbedingungen führen. Die Alternativen: Wachstum abbremsen, weniger verbrauchen und einen Zustand des globalen Gleichgewichts ansteuern. Gesucht wurde nach (im Konferenzenglisch: sustainable) dauerhaften, nachhaltigen Entwicklungswegen in zukunftsfähigen Gesellschaften. Nicht alles nahm die Konferenz von 1972 ernst, aber der Gong wurde gehört.
Nun, 2022 in Stockholm, forderte Vannessa Nakate aus Uganda für Fridays for Future: "Sie halten schicke Reden, aber das wird leidende Gemeinschaften nicht retten und die Erwärmung des Planeten nicht aufhalten. Was wir wollen, sind wirklich drastische Maßnahmen.“ Die Jugend von heute leidet an der offenkundigen Unverbesserlichkeit der Strukturen der Welt.

Noch einmal 50 Jahre zurück. Ebenfalls im Juni 1972 hielt Heino Falcke auf der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen der DDR auch einen Eröffnungsvortrag: „Christus befreit – Darum Kirche für andere“. Darin begründet er eine engagierte Hoffnung für eine verbesserliche Kirche wie für einen verbesserlichen Sozialismus. Man kann für Kirche und Sozialismus, ohne zu pressen auch Welt einsetzten. Eine engagierte Hoffnung für eine verbesserliche Welt. Diese erkenne ich bei den Fridays-for-Future-Aktivitäten. Sie sind mitunter in Wut verpackte Weltverantwortung und keine in Verzweiflung gehüllte apokalyptische Frustration.

Vom 31.August bis 8.September dieses Jahres findet die 11. Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe statt. Gut die Hälfte der 23 Programmeinheiten beschäftigten sich mit unseren Gesellschaften, wie sie generationsfreundlicher und zukunftsfähiger werden und was Beiträge der Kirchen dafür sein können. Freilich, zu erwarten ist wohl erneut viel Text und Kongressdiplomatie. Es muss aber gar nicht gewartet werden auf die guten Beschlüsse und gelungenen Formulierungen. Fast alle Schritte sind bekannt. Fürs Landeskirchenamt, die Kirchenkreise und Gemeinden, für jeden Christen und jede Christin. Seit Jahrzehnten. Auch Schritte, die zu spät gegangen werden, müssen wir gehen.

Autor:

Online-Redaktion

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