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Blickwechsel
Jemen: Chance für Frieden

Foto: pixabay.com/de/13smok

Angesichts der derzeitigen Waffenruhe im Jemen appelliert die Jemen-Expertin Marie-Christine Heinze an die internationale Gemeinschaft, sich für einen dauerhaften Waffenstillstand einzusetzen.

Von Elisa Rheinheimer

«Wir haben diese eine Chance jetzt – wird sie verspielt, wird es lange keine weitere mehr geben», sagte sie. Anfang April hatten sich die beiden Konfliktparteien auf eine zweimonatige Waffenruhe verständigt. Weder die saudische Koalition noch die Huthis hätten in den vergangenen Wochen groß angelegte Angriffe gestartet. «In dieser Hinsicht hält der Waffenstillstand», so Heinze, die Vorsitzende der Denkfabrik Carpo ist.

Erfreut zeigt sie sich auch darüber, dass einige mit Treibstoff beladenen Schiffe in die Hafenstadt Al-Hudaida eingelaufen sind, um den Spritmangel der lokalen Bevölkerung zu lindern. Damit sei zumindest ein Teil der Einigung im Rahmen des Abkommens zur Waffenruhe umgesetzt worden. Gleichzeitig erkennt die Politik- und Islamwissenschaftlerin Anzeichen dafür, dass der Wille beider Seiten, sich gegenseitig Vertrauen zu schenken, bröckelt. So seien viele Punkte des Abkommens zur Waffenruhe bislang noch offen, etwa die angekündigte Wiederaufnahme des zivilen Luftverkehrs vom Flughafen Sanaa aus.

Vor wenigen Wochen hatte Präsident Hadi seine Macht an einen Präsidialrat übertragen. Dies ist Heinze zufolge ein wichtiger Schritt, denn dieser Rat vereine zum ersten Mal die wichtigsten Akteure der Anti-Huthi-Koalition in einem Gremium. Auf Seiten der international anerkannten Regierung, des Präsidialrates und der saudisch geführten Koalition sieht sie ein großes Interesse, den Konflikt zu beenden. «Vor allem Saudi-Arabien möchte sich so gesichtswahrend wie möglich da rausziehen.»

Bei den Huthis werde der Wille zu einem Ende des Krieges jedoch zurecht immer wieder infrage gestellt. Sie seien militärisch gefestigt und im Norden des Jemen dominant. «Es gibt nicht viel, wovon sie bei der Zustimmung zum Frieden profitieren würden, nicht viel, was man ihnen anbieten könnte», so die Expertin. Am ehesten könne man die Huthis mit wirtschaftlichen Anreizen über eine mögliche Regierungsbeteiligung locken.
Im Jemen herrscht seit sieben Jahren Krieg. Laut UN führte dieser zu einer der schlimmsten humanitären Katastrophen weltweit. Es mangelt den Menschen an Zugang zu Bildung und Gesundheit, an sauberem Wasser, Elektrizität, Nahrungsmitteln und Medikamenten. Durch den Krieg in der Ukraine verschärfe sich die Lage weiter, betonte Heinze, «weil jetzt die Weizenimporte aus der Ukraine, von denen der Jemen im hohen Maß abhängig ist, wegfallen. Das wird die Preise für das Grundnahrungsmittel Weizen weiter in die Höhe treiben.»

(epd)

Autor:

Online-Redaktion

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