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Organist erklärt sein Instrument in kurzen Videos
Klicks fürs Orgeln

Der Organist Wesley Hall (32) ist Kirchenmusiker an der First Baptist Church in Worcester, Massachusetts. Seit einigen Monaten stellt er als "westpiper" sein Instrument in kurzen Videos auf der Plattform TikTok vor – rund 60 000 Menschen folgen ihm bereits. Mit ihm sprach Annika Schmitz.

Herr Hall, "es ist an der Zeit, über Orgelschuhe zu reden", sagen Sie in einem Video und erklären dann in 60 Sekunden, warum ein Organist besonderes Schuhwerk braucht. Über 200 000 Menschen haben sich das angeguckt. Woher kommt das Interesse?
Wesley Hall: So richtig erklären kann ich mir das auch nicht. Ich glaube, die Menschen sind generell beeindruckt von der Orgel. Jeder kennt das Instrument und weiß, wie es klingt – aber nur wenige wissen, was sich hinter all den Tasten und Pfeifen verbirgt. Schon als Kind habe ich Familien und Freunden erklärt, was es mit der Orgel auf sich hat. Das mache ich immer noch – nur eben in den Sozialen Medien.

Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, solche kurzen Videos für TikTok zu drehen?
Während der Pandemie habe ich einige Monate in Lübeck Orgel studiert. Wieder zurück in den USA sind mir die Unterschiede zwischen den europäischen und amerikanischen Orgeln noch deutlicher aufgefallen. Darüber wollte ich berichten. Ich hatte wegen Corona mehr freie Zeit und mich viel auf TikTok aufgehalten. Da dachte ich mir: Warum probiere ich das nicht selber aus?

Sie haben dann relativ schnell eine hohe Reichweite erzielt. Wie reagieren die Menschen in ihrem Umfeld darauf?
Die meisten Leute finden das super. In der Orgelwelt hingegen ist die Stimmung etwas gemischt. Manche denken, es würde reichen, gut Orgel zu spielen, und verstehen nicht, warum ich auf TikTok unterwegs bin. Dabei ist es wichtig, auch den Blick nach außen zu richten und nicht nur bei der Orgel stehen zu bleiben. Mittlerweile nutze ich meine Reichweite zum Beispiel auch, um über die Situation von sexuellen Minderheiten in der Kirche zu sprechen.

Aber Sie spielen auch mal den Titelsong von "Super Mario".
Ja, und ich mache auch Trends der Sozialen Medien mit, das macht mir besonders großen Spaß. Wenn die Leute zum Beispiel alle auf ein bestimmtes modernes Lied tanzen oder es singen, dann spiele ich es auf diesem eintausend Jahre alten Instrument. Das ist doch cool!

Sie sind unter dem Namen Westpiper unterwegs. Was hat es damit auf sich?
West ist eine Art Spitzname, weil ich mich mal vertippt habe und Westley aus meinem Namen gemacht habe. Außerdem habe ich lange Dudelsack gespielt, also bagpipes. Aus der Zusammensetzung ist dann der Name geworden, mit dem ich heute im Internet unterwegs bin.

Hauptberuflich arbeiten Sie als Kirchenmusiker. Wie drehen Sie die Videos neben ihrem Job?
Die Videos sind einfach zu bearbeiten. Ich drehe alles mit dem Handy. Zwar habe ich auch ein Stativ, aber meistens steht das Handy einfach auf der Orgel. Dann drehe ich ein paar verschiedene Einstellungen, schon ist das Video fertig.

Etwa 725 000 Klicks haben Sie bisher für eine Sequenz bekommen, in der Sie alle Register der Orgel ziehen. Wohin soll die Reise auf TikTok für Sie noch gehen?
Ich würde gerne irgendwann einmal durch verschiedene Länder reisen und von dort dann die Orgeln vorstellen. Eine Orgel aus London, eine aus Barcelona, eine aus Berlin – das wäre klasse. Aber ich habe kein klar definiertes Ziel. Überhaupt so viele Menschen zu erreichen und sie für mein Instrument begeistern zu können – das ist ein wahnsinniges Geschenk.

(kna)

Autor:

Online-Redaktion

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