Blickwechsel
Myanmar: „Steht an unserer Seite“
Aufrüttelnde Bilder aus Myanmar gehen um die Welt. Betroffen sehen wir, wie sich die Nonne Ann Nu Thawng auf einer Straße in Yangon (früher Rangun) Militärs entgegenstellt. Auf ihren Knien. Mit bittender Gestik.
von Traugott Farnbacher
Der Militärputsch am 1. Februar brachte einen neuen Tiefpunkt in der sehr bewegten Geschichte des südostasiatischen Vielvölkerstaates. 90 Prozent der 54 Millionen Einwohner hier sind buddhistisch. Auch von Buddhisten wird der Putsch verurteilt und dagegen protestiert. Die heute rund vier Millionen Christen in Myanmar – sieben Prozent – gehören überwiegend zur baptistischen, anglikanischen und katholischen Kirche.
In den Bundesstaaten Chin, Kaya Kachin und Karen sind sogar große Teile der Bevölkerung Christen. Die Lage der Christen war schon vor dem Putsch schwierig. Gläubige aus der Volksgruppe der Karen, überwiegend Baptisten, werden zu Tausenden verfolgt. Angesichts des Putsches sind führende christliche Vereinigungen beunruhigt, gefährdet und beziehen Stellung. Die großen kirchlichen Bündnisse von Myanmar – der Rat der Kirchen, die katholische Bischofskonferenz und die Christus-Missions-Kooperation – schreiben: „Wir teilen die Ängste und ernsthaften Sorgen aller Menschen in Myanmar angesichts der Machtübernahme der Militärs.“
Durch diesen Coup beschleunige sich die Ausbreitung von Covid-19. Jede Diskriminierung sowie Gewalt sei zu beenden und Wege in eine hellere Zukunft zu fördern. Jede Unterstützung eines demokratischen Myanmar mit seinem enormen Entwicklungsbedarf wird erbeten. „Wir bitten unsere Mitchristen, sich mit uns vor Gott zu beugen und mit einem Herzen voller Erwartung sowie Fasten und Fürbitte für unser Land zu beginnen.“
Die größte theologische Ausbildungsstätte, das „Myanmar Institut für Theologie“ in Yangon, ersehnt mit der Baptist Convention (Vereinigung der Baptisten) im Land Gerechtigkeit und Frieden in der Nachfolge Christi, unterstützt den „zivilen Ungehorsam“ und setzt sich ebenso für Versöhnung, Menschenwürde und Freiheit ein.
Myanmar hat vier lutherische Kirchen mit rund 30 000 Mitgliedern – seit 2010 bilden sie im Lutherischen Weltbund (LWB, Genf ) eine Föderation. Generalsekretär Martin Junge sicherte den Kirchen in einem Hirtenbrief Beistand zu und rief alle Mitgliedskirchen zu Gebet auf. Denn auch aus der lutherischen Evangelischen Kirche der Mara in Myanmar kommen Hilferufe in dieser von großer Unsicherheit, Folter, willkürlichen Verhaftungen und Tötungen bedrohten Situation. Der Appell: „Wir sind sehr besorgt, aufgewühlt. Steht an unserer Seite, betet für uns!“
Ähnlich äußerte sich Pfarrer Moses von der Myanmar Lutherischen Kirche. Die Sorge um Grundrechte, Freiheit, das Leben Millionen Gefährdeter durchzieht die Schreiben von Christen. Sie alle erwarten, von der weltweiten Gemeinschaft wahrgenommen zu werden, und appellieren an internationale Einflussnahme. Zu den friedlichen Demonstranten gehören viele Christen. Sie setzen auf unsere „geistliche Solidarität“. Was anderes können, ja sollen wir Christen weltweit tun, als unserem Gott in den Ohren zu liegen: Möge er gnädig eingreifen, damit Recht, Freiheit, Leben geschützt werden!
(idea)
Der Autor leitete bis 2019 das Referat Pazifik/Ostasien des Zentrums "Mission Eine Welt“ in Neuendettelsau.
Autor:Online-Redaktion |
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