Religiöse Verfolgung
Religion für politische Zwecke instrumentalisiert
Zum UN-Gedenktag für Opfer religiöser Verfolgung erinnern Kirchenvertreter an die Religionsfreiheit als Menschenrecht. Gewalt gegen religiöse Minderheiten nehme in vielen Ländern zu, beklagen Hilfswerke, nicht nur im Globalen Süden, auch in Europa.
Frankfurt a.M. (epd). Kirchenvertreter haben zum Internationalen Gedenktag der UN zu Solidarität mit den Opfern religiöser Verfolgung aufgerufen. Das katholische Hilfswerk Missio sieht einen weltweiten Trend zu religiös motivierter Gewalt. «Der politische Missbrauch von Religion für ideologisch motivierte Gewalt ist ein zunehmendes Problem weltweit», warnte der Vize-Präsident von Missio Aachen, Gregor von Fürstenberg, anlässlich des Internationalen Gedenktags für die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens am Donnerstag. Das gelte für den Globalen Süden wie auch für Europa, einschließlich Deutschland.
Islamistischer Terror in der Sahelregion, der Segen der russisch-orthodoxen Kirche für den Überfall auf die Ukraine oder die Diskriminierung anderer Religionen durch Hindu-Nationalisten in Indien seien Beispiele der Instrumentalisierung von Religion für politische Zwecke weltweit, erklärte das katholische Hilfswerk. Am 22. August wird der im Jahr 2019 von den Vereinten Nationen eingeführte Internationale Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens begangen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erinnerte an das leidvolle Schicksal der Jesiden. Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber forderte laut Mitteilung einen bundesweiten Abschiebestopp für Jesiden. Zudem müsse eine dauerhafte Bleiberechtsregelung gefunden werden.
Die EKD hob hervor, dass die Vereinten Nationen die Verbrechen an den Jesiden als Völkermord anerkannt haben und der Deutsche Bundestag sich dem im Januar 2023 angeschlossen hat. Von etwa einer Million Jesiden weltweit lebe die größte jesidische Diaspora mit etwa 250.000 Angehörigen in Deutschland, hieß es. Ungefähr 280.000 Menschen befänden sich noch immer in Flüchtlingslagern im Nordirak ohne klare
Rückkehr- oder Zukunftsperspektive.
Abschiebungen von Jesiden, bei denen auch Familien getrennt werden, seien nicht zu rechtfertigen, sagte Bosse-Huber: «Deutschland hat mit der Anerkennung des Genozids explizit Verantwortung dafür übernommen, die Opfer zu schützen.»
Das Jesidentum ist eine alte monotheistische Religion. Sie nahm Historikern zufolge Glaubenselemente, Riten und Gebräuche westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Juden, Christen und Muslimen auf. Jeside wird man ausschließlich durch Geburt, beide Elternteile müssen der Religionsgemeinschaft angehören. Niemand kann übertreten oder bekehrt werden.
Anfang August hatten Politik und Gesellschaft gemeinsam in Frankfurt an den Völkermord an den Jesiden vor zehn Jahren erinnert. Am 3. August 2014 hatten Kämpfer der Terrororganisation «Islamischer Staat» die Sindschar-Region im Nordirak überfallen. Tausende Angehörige der dort beheimateten jesidischen Gemeinschaft wurden verschleppt oder getötet. Etwa 7.000 Frauen und Kinder wurden laut den Vereinten Nationen entführt, misshandelt, zur sexuellen Sklaverei gezwungen oder als menschliche Schutzschilde benutzt. Immer noch werden nach Angaben von Amnesty International schätzungsweise 2.600 Menschen vermisst. Eine Rückkehr der Jesiden aus den Flüchtlingslagern in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak oder aus dem Exil ist wegen mangelnder Sicherheit bisher nicht möglich.
Autor:Online-Redaktion |
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