Blickwechsel
"Unser Kontakt zu den Iranern ist gut"
Sie war eine erneute Zäsur für die diplomatischen Verhältnisse mit dem Iran: Die Tötung Quasem Solemanis am 3. Januar. Der Raketenangriff US-amerikanischer Streitkräfte auf irakischem Boden mit dem Ziel der Tötung des iranischen Generals sorgte jedoch nicht nur international für Aufsehen und Turbulenzen. Auch im Land selbst führt der Anschlag in diesen Tagen zu einer gewissen Unruhe.
Kirsten Wolandt ist Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache im Iran und weiß von den Demonstrationen. Sie würden sich, erklärt sie, vor allem gegen die USA richten. "Wir spüren, dass damit eine patriotische Welle einhergeht, die Menschen enger zusammenstehen und die ohnehin schon bestehende Kritik an der Rolle der USA noch stärker wird", sagt Wolandt im Telefonat mit Glaube und Heimat. Trotzdem sei die Lage die Gemeinde betreffend unverändert. "Wir leben ein normales Leben. Unser Kontakt zu den Iranern ist weiterhin gut, und die Deutschen werden sehr freundlich behandelt." Doch selbst wenn die Lage der kleinen Gemeinde in Teheran nicht bedroht sei, gelten für die Angehörigen der Kirche die Empfehlungen des Auswärtigen Amtes, wonach Menschenansammlungen gemieden und politische Äußerungen sehr vorsichtig getätigt werden sollen.
Größere Sorge bereite ihr allerdings die angespannte weltpolitische Lage: "Wenn einer einen Schritt macht, der zu weit geht, dann kann das in der aktuellen Situation fatal sein." Eigentlich wolle der Iran seine innenpolitischen Angelegenheiten selbst klären, der Anschlag auf den General und Politiker Solemani würde daher als eine unerwünschte Einmischung von außen gesehen, erklärt Wolandt.
Insgesamt ändere dies jedoch nichts am Land. Auch wenn die politische Lage derzeit angespannt sei, bleibe der Iran ein schönes Reiseland, in dem es viel zu sehen gibt, meint Kirsten Wolandt. Seit dreieinhalb Jahren ist die Pastorin aus der Rheinischen Kirche in der Teheraner Auslandsgemeinde. Zuvor war sie in Düsseldorf und Nigeria aktiv.
Paul-Philipp Braun
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