Blickwechsel
USA: Methodisten erfinden sich neu
Die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) befindet sich im Umbruch. Auf der Generalkonferenz, dem weltweit höchsten Parlament der Kirche, sollen wegweisende Entscheidungen getroffen werden.
von Stephan Cezanne
Coronabedingt musste der Termin mehrfach verschoben werden. Nun kommen die Methodisten Ende April in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina zusammen.
Seit 2019 sei die Bereitschaft gewachsen, sich als weltweite Kirche neu auszurichten, sagt der Bischof der EmK in Deutschland, Harald Rückert, der auch an der Generalkonferenz teilnimmt. Er sieht in diesem Vorhaben eine Chance: "Wir möchten die historisch bedingten Abhängigkeiten von den USA abschütteln, alle Teile der Kirche sollen sich weltweit gleichberechtigt aufstellen. Das ist eine organisatorische, aber auch eine inhaltliche Frage."
Nach jahrzehntelangem Streit, vor allem über den Umgang mit Homosexualität, hatte sich 2022 die konservativ-traditionalistische «Global Methodist Church» gegründet. «Der Prozess der Trennung, der bereits seit einiger Zeit im Gange ist, soll zu einem Abschluss kommen», sagte Rückert weiter: «Nur so können wir frei werden für die Zukunft.»
Der Bischof hofft auf einen konfliktfreien Trennungsprozess: «Diejenigen, die sich bereits innerlich entschlossen haben zu gehen, sollen in Frieden gehen dürfen; ich wünsche sehr, dass sie umgekehrt auch innerlich Frieden schließen können mit denen, die bleiben.» Gleichwohl weiß er: "Bei denjenigen, die bewusst bleiben, ist der Wille, beieinanderzubleiben und einander Freiräume zu gewähren, sehr, sehr groß."
Auch "Die Sozialen Grundsätze" – eines der grundlegenden Dokumente der Evangelisch-methodistischen Kirche – seien überarbeitet worden und liegen auf der Konferenz zur Abstimmung vor. "Bislang war der US-amerikanische Kontext und auch der US-rechtliche Kontext zu stark in diesen Sozialen Grundsätzen verankert", so Rückert. Die Überarbeitung enthielte nun komprimiertere Aussagen, sei theologisch fundierter und entspreche damit nun mehr dem weltweiten Charakter der Kirche.
In der EmK in Deutschland konnte eine Abspaltung traditionalistisch-konservativer Christen verhindert werden. Die Gründung des sogenannten Gemeinschaftsbunds innerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche gilt als großer Erfolg. In dem Bund sind traditionelle Positionen in sexualethischen Fragen beheimatet, konservative und liberale methodistische Christen konnten so unter dem Dach der EmK bleiben. "Ich denke, wir haben unsere Hausaufgaben bereits erledigt." Man sei zwar als Teil der weltweiten Kirche auch an die Beschlussfassungen gebunden. Gleichzeitig habe man aber seit 2022 einen Weg beschritten, "um in Vielfalt beieinanderzubleiben". "Die vergangenen vier Jahre haben uns in Deutschland gelehrt, dass das gelingt."
Ob das deutsche Modell auch auf Weltebene umsetzbar wäre, sieht Rückert skeptisch. "Man kann unseren Prozess nicht einfach kopieren." Dieser sei zu eng mit der deutschen Kultur und der Art des theologischen Ringens und Streitens verbunden. "Die Rahmenbedingungen in anderen Teilen der Welt sind einfach andere."
Die Evangelisch-methodistische Kirche steht auf dem Boden der kirchlichen Reformation des 16. Jahrhunderts in Europa. Der EmK gehören in Deutschland rund 45 000 und weltweit rund zwölf Millionen Christen an. Die Freikirche ist aus einer Erweckungsbewegung in England im 18. Jahrhundert hervorgegangen. Sie betont verbindlichen Glauben und soziales Engagement. Die Kirche verzichtet auf das ihr zustehende Recht, den Staat um den Einzug der Kirchensteuer von den eigenen Kirchengliedern zu bitten.
(epd)
Autor:Online-Redaktion |
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