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Shira Albag (l.) mit ihrer Tochter Liri, Soldatin in der IDF (Israel Defense Force, Aufnahmedatum unbekannt). Seit dem 7. Oktober ist bei den Albags nichts mehr wie früher. | Foto:  epd-bild/Shira Albag
  • Shira Albag (l.) mit ihrer Tochter Liri, Soldatin in der IDF (Israel Defense Force, Aufnahmedatum unbekannt). Seit dem 7. Oktober ist bei den Albags nichts mehr wie früher.
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Ein Jahr ist es mittlerweile her, dass die Hamas 250 Menschen in den Gazastreifen entführt hat. Knapp 100 Geiseln befinden sich noch immer dort. Ihre Familien denken nicht daran, sie aufzugeben – und hoffen auf einen Deal mit der Hamas.

Von Lena Köpsell

Seit dem 7. Oktober 2023 steht bei den Albags die Zeit still. Shira Albag ist danach nicht mehr in ihrer Firma gewesen, ihre älteste Tochter Roni geht nicht mehr zur Universität, die mittlere Tochter Shay hat aufgehört zu arbeiten. "Wir können an nichts anderes als an Liri denken. Bekommt sie genug zu essen? Hat sie seit ihrer Entführung jemals das Tageslicht gesehen? Weiß sie, welcher Tag heute ist?", sagt Shira Albag im Video-Interview. Ihre 19-jährige Tochter Liri Albag hatte zwei Tage zuvor ihren Wehrdienst angetreten, als sie am 7. Oktober 2023 von den Terroristen der Hamas vom Militärposten Nahal Oz entführt und in den Gazastreifen verschleppt wurde.

Israel und die Hamas verhandeln derzeit über eine Waffenruhe im Gazastreifen und einen Geiseldeal. Nach Angaben des US-Außenministers Antony Blinken hat Israel den jüngsten Vorschlag über eine Waffenruhe in Gaza akzeptiert. Mehr als 100 Geiseln hat die Hamas noch in ihrer Macht. Wie viele genau es sind, sagten weder das israelische Verteidigungsministerium noch die israelische Armee. Stattdessen verwiesen sie auf die Angehörigen der Geiseln, die die Zahl mit 115 angeben. Insgesamt 250 Menschen verschleppte die Hamas am 7. Oktober. 105 wurden im November in einem Gefangenenaustausch freigelassen.

Das letzte Mal, dass die Albags ihre Tochter und Schwester sahen, war auf einem Video der Hamas. Dort ist sie mit anderen entführten Soldatinnen zu sehen, wie sie mit Kabelbinder gefesselt an einer Wand sitzen. Liri Albag trägt einen hellblauen Kapuzenpullover und ihren Pyjama. Ihre Entführer hatten den israelischen Militärstützpunkt nahe dem Gazastreifen in den frühen Morgenstunden angegriffen. Der ängstliche Blick und die zerzausten schwarzen Haare haben nichts mit der 19-Jährigen auf den Fotos gemeinsam, die ihre Schwester Shay auf ihrem Instagram-Kanal postet. Dort zeigt sich Liri gepflegt und selbstbewusst. Glatte Haare, akkurat geschminkt, braune Baseballkappe.


"Ich weiß nicht, ob sie isst oder trinkt. Ich weiß nicht, was sie ihr antun"

Auf dem gleichen Hamas-Video ist auch die 19-jährige Karina Ariev zu sehen. Auch im Schlafanzug, ihr Gesicht blutüberströmt. Ihre ältere Schwester Sasha Ariev hat den Angriff auf den Militärstützpunkt am Samstagmorgen per Telefon mitverfolgt. »Ich habe Schüsse gehört und wie Männer auf Arabisch gesprochen haben. Wir konnten gar nicht glauben, was da passiert ist«, erinnert sie sich.

Ein paar Stunden später sieht die Familie das Video auf einem Kanal der Plattform Telegram. Erst da verstehen sie: Karina wurde entführt.

Sehr verantwortungsbewusst, so beschreibt Karinas Schwester Sasha die Entführte. »Karina hat immer einen Ratschlag für ihre Freunde parat. Selbst ich, als große Schwester, habe sie oft um Hilfe gebeten«, sagt sie. Aber gleichzeitig sei ihre Schwester noch ein junges Mädchen, das Kuscheltiere liebt und gerne ihr Zimmer dekoriert. Das blasse Gesicht ihrer Mutter Iria ist von Sorge gezeichnet. »Ich fühle mich hilflos, weil ich meine Tochter nicht beschützen kann«, sagt die Israelin, die mit 14 Jahren aus der Ukraine kam. »Ich weiß nicht, ob sie isst oder trinkt. Ich weiß nicht, was sie ihr antun. Ich weiß nur, dass sie in Gefahr ist.«

Beide Familien setzen alle ihre Hoffnungen in einen Geiseldeal mit der Hamas. »Wir fordern unsere Regierung auf, alles Notwendige zu tun, um einen Deal mit der Hamas zu schließen, um Karina und die anderen Geißeln zu befreien«, sagt Sasha Ariev bestimmt. Die Regierung dürfe einen möglichen Deal auf keinen Fall aus politischen Gründen gefährden.

»Ich weiß, dass Liri lebt. Sie weiß, dass wir für sie kämpfen und niemals aufgeben werden«, sagt Shira Albag. Fast täglich malt sich die Familie ein Wiedersehen mit Liri aus. »Wir werden eine riesige Sushi-Platte bestellen, wenn Liri wieder da ist. Das ist ihr Lieblingsessen«, sagt ihre Schwester Shay. Auch die Arievs geben sich kämpferisch. »Wir können nicht aufgeben. Auch Karinas Großvater, der selbst den Holocaust überlebt hat, wartet darauf, dass sie endlich nach Hause kommt", sagt Sasha Ariev.

(epd)

Autor:

Online-Redaktion

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