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Der Komponist Carl Reinthaler
Aus dem Kohlenkeller ans Licht gebracht

Foto: schuenemann-buchverlag.de

Der 200. Geburtstag von Carl Martin Reinthaler liegt zwar schon ein paar Wochen zurück, denn er war im Oktober 2022, doch ein Blick auf das Leben des Komponisten, der am 13. Oktober 1822 in Erfurt geboren wurde und am 13. Februar 1896 in Bremen verstarb, lohnt sich auch ohne Bezug auf das Jubiläum.

Von Claudia Crodel

Das beweist ein Buch, mit dem der Musikwissenschaftler Christian Kämpf und der Chefdramaturg des Theaters Erfurt, Arne Langer, den Komponisten würdigen. Unter dem Titel „Carl Reinthaler – Zwischen Orgelempore und Orchestergraben“ ist es im Carl Schünemann Buchverlag erschienen.

Carl Reinthaler, der als Sohn des Theologen und Leiter des Martinstifts Karl Christian Reinthaler im Augustinerkloster das Licht der Welt erblickte, besuchte das damalige Königliche Gymnasium, das heutige Ratsgymnasium. Schon als Schüler spielte er immer wieder Orgel. Später studierte er in Berlin. Nach einem längeren Studienaufenthalt in Italien wurde er zunächst Dozent an der Rheinischen Musikschule in Köln. Danach prägte er in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Städtischer Musikdirektor, Domorganist und als Leiter der Singakademie das musikalische Leben Bremens. Christian Kämpf und Arne Langer liefern in ihrem Buch eine umfassenden Biografie und eine eingehende Betrachtung seines Schaffens. Dabei konnten Sie auch seinen musikalischen Nachlass mit einbeziehen, der erst vor wenigen Jahren nach Erfurt kam.


"Das war wahrscheinlich die Uraufführung"

„Zuvor hat er eher unbeachtet im Stadtarchiv in Wuppertal gelegen. Für die Geschichte der Stadt Wuppertal spielt er keine Rolle, denn Reinthaler hat dort nicht gewirkt“, sagt Landeskirchenmusikdirektor Dietrich Ehrenwerth. Der Nachlass sei vielmehr durch Reinthalers Tochter, die in Wuppertal Gesangsunterricht gab, in das Stadtarchiv der Stadt im Bergischen Land gelangt. „Wir haben den Nachlass mit dem Auto dort abgeholt. Er lag in Kartons und Mappen in einem von Kohlendreck verstaubten Keller“, erzählt Ehrenwerth. Das war vor rund zehn Jahren.

Und bei der Sichtung der vielen Dokumente stellte sich heraus, dass sie durchaus ein wahrer Schatz sind. „Darunter war beispielsweise eine große Motette, die nicht in gedruckter Form vorlag.“ Sie widme sich dem 90. Psalm. Reinthaler hat sie vermutlich für die Berliner Singakademie geschrieben, wo er von 1844 bis 1849 wirkte. Arne Langer hat sie nun editiert.

Zum Jubiläum im Oktober konnte Reinthalers Vertonung des 90. Psalms somit vom Augustiner-Vokalkreis unter Leitung von Dietrich Ehrenwerth aufgeführt werden. „Das war wahrscheinlich die Uraufführung“, vermutet Ehrenwerth. In diesem Konzert erklangen zudem Werke von Johannes Brahms und Felix Mendelssohn-Bartholdy, zwei Zeitgenossen Reinthalers. „Reinthaler war mit Brahms befreundet. Sie haben sogar gemeinsame Urlaube verbracht wie etwa in Baden-Baden“, erzählt Ehrenwerth. Das sei ersichtlich aus einem regen Briefwechsel der beiden Komponisten. Es sind vor allem Briefe von Brahms an Reinthaler erhalten.

„Carl Reinthaler ist wohl nicht ›der‹ bedeutende Komponist, aber er ist eine wichtige Farbe in unserer Region“, fasst Dietrich Ehrenwerth zusammen.

Kämpf, Christian; Langer, Arne: Carl Reinthaler. Ein Leben zwischen Orgelempore und Orchestergraben, Schünemann-Verlag, 176 S., ISBN 978-3-7961-1156-3; 29,90 Euro.

Autor:

Claudia Crodel

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