Passionsspiele Oberammergau
Bangen um Premiere
Die Veranstalter der Passionsspiele Oberammergau bangen angesichts der aktuellen Corona-Entwicklungen um die Premiere im kommenden Frühjahr. Das größte Problem sei, «dass wir nicht wissen, welche Regeln im Mai 2022 gelten», sagte der Geschäftsführer der Passionstheater-GmbH, Walter Rutz. Er hoffe, dass sich die Inzidenzen bis zur Premiere am 14. Mai wieder beruhigen würden, und ein Betrieb unter «normalen Coronabedingungen» möglich sei.
Geprobt werde aber bereits. So fand in der vergangenen Woche die erste Leseprobe statt, zu der Spielleiter Christian Stückl alle 113 Sprechrollen eingeladen hatte, wie Pressesprecherin Jenny Greza mitteilte. Auch Einzel- und Szenenproben mit den Hauptdarstellern standen in kleinen Gruppen an. Die musikalischen Proben laufen bereits seit November in kleineren Gruppen. Ab Februar soll es dann für die Volksproben auf die Passionstheaterbühne gehen. Die Proben unterliegen dabei laut Rutz dem Arbeitsrecht: «Und das sieht derzeit 3G vor und 3G plus, wenn ohne Maske und Abstand geprobt wird.» Zudem würden alle Beteiligten vor jeder Probe getestet. Gleichwohl liegt die Impfquote im Ort knapp unter dem Landkreisdurchschnitt von 67 Prozent – auch bei den rund 2100 Darstellern.
«Ohne die USA, mit 2G plus und nur 25 Prozent Publikumsauslastung muss man sich schon fragen, ob man die Passion durchziehen kann»
Auch die Werkstätten und die Schneiderei haben im November ihre Arbeit wieder aufgenommen. "Vor allem Kinder und Jugendliche sind ihren Kostümen und manchmal auch den Rollen entwachsen", erklärt Greza. Zudem seien manche Mitwirkende in der Zwischenzeit verstorben, andere könnten nicht mehr mitwirken. Dafür seien neue Laienschauspieler hinzugekommen, die erst jetzt im Jahr 2022 das Mitwirkungsrecht erlangt hätten.
Laut Greza befinde man sich im engem Austausch mit den zuständigen Behörden. "Welche Regelungen im Mai gelten, ist derzeit aber noch nicht absehbar. Das erschwert natürlich auch unsere Vorbereitungen. Stand heute gehen wir davon aus, dass die Passionsspiele wie geplant stattfinden können." Angesichts der Omikron-Variante müsse man realistisch sein, räumt Geschäftsführer Rutz ein. «Ohne die USA, mit 2G plus und nur 25 Prozent Publikumsauslastung muss man sich schon fragen, ob man die Passion durchziehen kann.» Andererseits wolle man alles tun, um die Inszenierung 2022 auf die Bühne zu bringen. «Wir können auf vieles flexibel reagieren: Wenn es im Mai noch nicht geht, fangen wir eben erst im Juli an», sagte Rutz. Er verwies auf die Folgen einer neuerlichen Verschiebung oder Absage: «Wenn wir 20 Jahre nicht spielen, verlieren wir im Dorf eine ganze Generation.»
Die ursprünglich für 2020 geplanten 42. Passionsspiele in Oberammergau mussten wegen der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt werden. Weil die Verantwortlichen – ursprünglich aus Sorge vor Terrorakten – erstmals eine Ausfallversicherung abgeschlossen hatten, blieb der finanzielle Schaden überschaubar. Seit dem Pestgelübde von 1633 bringen die Oberammergauer alle zehn Jahre das «Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen des Herrn Jesus Christus» auf die Bühne. In diesen knapp 400 Jahren mussten die Vorstellungen erst vier Mal verschoben oder abgesagt werden.
(epd/red)
Autor:Online-Redaktion |
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