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Pro & Kontra
Braucht es sprachlich provokante Bibelübersetzungen?

Verständlich vom Glauben reden: Eine neue Version der "Volxbibel" ist erschienen. Dabei wurde die Heilige Schrift in einer sehr freien Übersetzung in Jugendsprache übertragen. Initiator ist der Theologe Martin Dreyer. Er findet, es gelte den Menschen zu retten, nicht die Sprache. Dem widerspricht Hartmut Jaeger. Der Geschäftsführer der Christlichen Bücherstuben erklärt, warum wir mit unserer Sprache auch Ehrfurcht vor Gott ausdrücken sollten.

Pro
Der Herr Jesus Christus selbst hat eine provokante Sprache genutzt, um seinen Worten Schlagkraft und Überzeugung zu geben. So nannte er die Pharisäer „Schlangenbrut“ oder „Otterngezücht“, wie Martin Luther es übersetzte (Matthäus 23,33). Die Bibel im Ganzen ist sprachlich nicht weichgespült, die Geschichten sind zum Teil so krass, da schlackern manchen Theologiestudenten die Ohren. Allein sieben Bibelstellen sprechen davon, Menschenfleisch zu essen. Im Alten Testament werden Schimpfwörter wie „Eselsglied“ (Hesekiel 23,20) gebraucht und Männer wörtlich „Wandpisser“ genannt (1. Samuel 25,22). Auch Paulus formuliert im Urtext drastisch: „Alles erachte ich für Kot, damit ich Christus gewinne“ (Philipper 3,8).

Bei der Arbeit an der Volxbibel „Next Level“ trieb uns an, dass Jesus nicht nur einen Missionsbefehl gegeben hat, sondern auch einen Übersetzungsbefehl. Wenn er zu seinen Jüngern spricht: „Verkündet das Evangelium allen Völkern“, dann ist klar, dass es auch in alle Sprachen übersetzt werden muss – und das immer wieder neu, denn jede Generation entwickelt neue Begriffe und Sprachbilder. Die Idee für die Volxbibel kam mir in einem Jugendzentrum. Die jungen Menschen ohne christliche Vorprägung hätten die Sprache aus keiner der bestehenden Bibeln verstanden. Wir sind nicht da, um die Sprache zu retten, sondern Menschen! Und um Menschen heute zu retten, braucht es auch Provokation. Wir werden täglich mit Botschaften zugeschüttet. Wer da nicht provoziert, geht unter. Darum lasst uns weiter laut und fröhlich das Evangelium auch sprachlich provozierend verkündigen.

Kontra
Nach wie vor schätze ich das Bemühen von Martin Dreyer, jungen Menschen die Bibel lieb zu machen. Ich freue mich auch, dass einige Stellen in der Neuauflage der Volxbibel korrigiert wurden. Aber nach wie vor „rastet Jesus aus“: „Raus mit dem ganzen Scheiß“ (Johannes 2,16).

Schade, denn wir sollten durch unsere Sprache Achtung und Ehrfurcht vor Gott ausdrücken und unserem Herrn nicht Ausdrücke einer Subkultur in den Mund legen. Seit über 40 Jahren darf ich nebenberuflich als Evangelist unterwegs sein. Da ist mir bewusst, dass ich biblische Fachausdrücke erklären muss. Und da bringt es nichts, wenn ich Sünde in der Volxbibel durch „Mist“ ersetze. Ein Beispiel: „Jesus hatte keine Schulden bei Gott, er hatte nichts ausgefressen und starb trotzdem für unserem Mist, damit wir durch ihn mit Gott klarkommen können.“ (2. Korinther 5,21).

Hinzu kommen falsche Bilder. Wieso lesen wir von fünf Toastbroten und zwei Frikadellen, wo jeder weiß, was fünf Brote und zwei Fische sind (Lukas 8,13)? Die Dornenkrone wird zu Stacheldraht (Johannes 19,2). Der Feigenbaum wird zum Pflaumenbaum (Matthäus 21,18). Das hat nichts mit Verständlichkeit zu tun, sondern ist sachlich falsch. Ich möchte nicht von „Gott hat Bock“ sprechen oder Sara so zitieren: „Mein Mann bekommt schon lange keinen mehr hoch.“ (1. Mose 18,12). Was vermitteln wir damit unseren Kindern?

Dieses Buch ist keine neue Bibelübersetzung, sondern Martin Dreyer erzählt biblische Geschichten. Die freien Formulierungen verzerren Sinn und Inhalt der Heiligen Schrift, deshalb werden wir die Volxbibel in unseren 29 Buchläden nicht empfehlen.

(idea)

Autor:

Online-Redaktion

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