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Vergessen oder vergeben?
Der Königsweg zum inneren Frieden

Foto: pixabay.com/Julita
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Vergebung ist ein Thema – spätestens im höheren Alter, wenn Menschen zurückblicken auf ihr Leben. Welche Schuld habe ich auf mich geladen? Welche Verletzungen habe ich ausgelöst, welche erfahren?

Christiane Laudage (kna)

"Vergebung bedeutet Befreiung von der Last des Nachtragens und schützt vor Verbitterung", sagt die Psychologin und Therapeutin Pasqualina Perrig-Chiello. Wer verzeiht, erhält seine Handlungsmacht zurück, erklärt sie in ihrem Buch "Own Your Age. Stark und selbstbestimmt in der zweiten Lebenshälfte". Aber: Dieser Prozess sei nicht immer einfach, manchmal sogar unmöglich: Nicht jedes Unrecht, nicht jede Schuld sei gleichermaßen verzeihbar.

Verzeihen ist schwierig, Vergeben ein längerer Prozess. Die Psychologin erklärt, dieser Prozess verlaufe in drei Etappen. Zunächst müsse man das Verletztsein annehmen, Schmerz und Wut zulassen. Danach gehe es darum, das Geschehene zu verstehen. Sie rät davon ab, sich mit dem Grübeln nach dem Warum zu zermürben. Ihrer Meinung nach solle man sich fragen: Was kann ich daraus lernen? Zuletzt müsse man die bewusste Entscheidung treffen, nicht länger unter dem Vorfall leiden zu wollen. "Vergeben bedeutet jedoch keinesfalls Vergessen, ebenso wenig Nachsicht oder Akzeptanz, Billigung und Verleugnung der Verletzung."

Vergebung habe auch einen gesundheitlichen Nutzen, betont Perrig-Chiello. "Menschen mit einer höheren Vergebungsbereitschaft haben nachweislich eine schnellere kardiovaskuläre Erholung nach Stress und ein geringeres Risiko für Angstzustände und depressive Verstimmungen." Negative Gefühle wie Aggressivität, Zynismus und Resignation – die bleiben, falls man nicht vergeben kann oder will – können zu einem höheren Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfälle führen.

Vergebungsbereitschaft kann geübt werden: Gelassenheit, Selbstsicherheit, Selbstdistanzierung, Empathie, Aushalten von Spannung, Perspektivenwechsel, Grenzsetzung ohne Beziehungsabbruch könne man sich selbst als Entwicklungsaufgaben im Alltag stellen. Die Therapeutin hat im Gespräch mit Hochbetagten immer wieder festgestellt, dass es für viele Menschen schwieriger sei, sich selbst zu verzeihen als anderen zu vergeben. Aber auch das ist möglich. Man müsse für sich herausfinden, warum man nicht vergessen könne. Im Grunde gebe es keine Alternative zum Sich-selbst-Vergeben, denn Selbstvorwürfe führten zur Verzweiflung und Verbitterung. Und das kann krank machen.

Perrig-Chiello, Pasqualina: Own Your Age. Stark und selbstbestimmt in der zweiten Lebenshälfte. Die Psychologie der Lebens-übergänge nutzen. Beltz Verlag, 285 S., ISBN 978-3-407-86800-8; 25,00 Euro.
Bezug über den Buchhandel oder den Bestellservice Ihrer Kirchenzeitung: Telefon (0 36 43) 24 61 61

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Online-Redaktion

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