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Ausstellung im Dom
Die Bibel unterm Mikroskop

Foto: epd-bild/ Steffen Schellhorn

Magdeburg feiert in diesem Jahr 500 Jahre Reformation. Eine freikirchliche Gemeinde in der Stadt nimmt das Jubiläum zum Anlass, um Menschen verstärkt mit der Bibel in Kontakt zu bringen. Dazu ist im Magdeburger Dom eine große Ausstellung geplant.

Von Oliver Gierens (epd)

Um sie zu lesen, braucht man ein Mikroskop: Eine Miniatur-Bibel, gerade einmal vier mal fünf Zentimeter klein, ist ein Highlight der Bibelausstellung, die vom 14. bis 25. September im Magdeburger Dom zu sehen ist. Denn die Stadt feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: Vor 500 Jahren, am 26. Juni 1524, predigte der Reformator Martin Luther (1483-1546) in der Magdeburger Johanniskirche und beförderte damit entscheidend die Reformation in der Stadt. Diesen Jahrestag nimmt die Christliche Gemeinde Magdeburg, eine freikirchliche Gemeinde, zum Anlass, um Menschen mit der Heiligen Schrift stärker vertraut zu machen.
Die Ausstellung im Dom umfasst zehn Abteilungen, erklärt Thomas Schmidt von der Christlichen Gemeinde. Sie beginnt demnach mit der Entstehung der Schrift und geht über zum Alten Testament und den spektakulären Funden der Qumran-Handschriften, die in den 1940er- und 50er Jahren in der Nähe des Toten Meeres entdeckt wurden. Eine kleine Qumran-Höhle mit einem Tonkrug werde dabei im Dom nachgebaut.
Über das Neue Testament geht es über Luthers Bibelübersetzung ins Deutsche und die Erfindung des Buchdrucks bis hin zu Prachtbibeln des Mittelalters. Unter anderem werde ein Nachbau der originalen Gutenberg-Presse ausgestellt, auf der man sich ein Blatt selbst drucken könne. Dazu kämen zahlreiche prachtvoll verzierte Bibeln und Kuriositäten, verrät Schmidt. Zu sehen sei etwa eine frühe „Comic-Bibel“ aus dem Mittelalter. Die biblischen Geschichten sind hier bildlich dargestellt, weil damals nur wenige Menschen lesen konnten.
Die letzte Station widmet sich laut Schmidt der Verbreitung der Bibeln in der ganzen Welt. Auch der Blick des Judentums auf die Heilige Schrift der Christen findet einen Platz in der Ausstellung: Eine Kopie der Jesaja-Rollen werde zu sehen sein. Jesaja gehört zu den vier großen Propheten des Alten Testaments.
Gerade Kinder und Jugendlichen sollen mithilfe der Ausstellung auf spielerische Weise gezielt an die Heilige Schrift herangeführt werden. Ganze Schulklassen wurden laut Schmidt angeschrieben und zur Teilnahme eingeladen. Die Jugendlichen könnten sich bei einem Quiz oder beim Basteln ausprobieren.
Für die „großen“ Besucher werde es drei Fachvorträge von Martin Heide, Experte für Semitistik an der Universität Marburg, geben. Er spricht zur Entstehung des Alten und Neuen Testaments sowie zu den neuesten Funden in Qumran.
„Alles ist sehr haptisch, aber es gibt auch viel zu lesen“, sagt Thomas Schmidt. Neben Führungen durch die Ausstellung gebe es auch einen Audioguide in mehreren Sprachen. „Uns geht es um eine sachliche Information darüber, wie glaubwürdig die Bibel ist“, erklärt der Vertreter der freikirchlichen Gemeinde. Man wolle denjenigen Paroli bieten, die immer wieder populärwissenschaftlich die biblischen Überlieferungen diskreditierten. „Es ist vernünftig begründbar, dass die Bibel ein glaubwürdiges Dokument ist“, ist Schmidt überzeugt.
Nahezu zeitgleich wird vom 17. bis 21. September vor dem Dom - unabhängig von der Ausstellung - ein „Bibelmobil“ stehen. Der Doppeldecker-Bus birgt eine Bibelbibliothek, ein Klassenzimmer sowie einen Medien- und Kreativraum.
Das 500-jährige Jubiläum der Reformation begehen die protestantischen Gemeinden in der Stadt mit einem Festjahr, das federführend vom Evangelischen Kirchenkreis organisiert wird. Am 15. Juni wurde etwa ein eigens für das Festjahr komponiertes „Reformationsoratorium“ vom Magdeburger Kantatenchor uraufgeführt.
Ende Juni kamen zudem internationale Wissenschaftler zu einer Tagung zum Thema „Reformation und Großstadt“ in der Johanniskirche zusammen. Das Festjahr endet laut Superintendent Stephan Hoenen mit dem Reformationstag am 31. Oktober. Dann soll noch einmal ein Gottesdienst am Ort des historischen Geschehens groß gefeiert werden.

Autor:

Oliver Gierens

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