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Die große Freiheit

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Von Gerd-M. Hoeffchen

Was war dein schönster Urlaub? Bei dieser Frage lande ich unweigerlich in den Sommer-Erinnerungen meiner Kindheit. Blauer Himmel, Sonnenschein, Gewusel, Geschrei, Pommes im Freibad. Zerkratzte Beine. Eis, Rhabarberkompott, Pflaumenkuchen. In der Erinnerung erscheint mir alles perfekt. Das wird vermutlich eher der Glanz der Erinnerung sein als die tatsächlichen Verhältnisse damals. Aber sei’s drum: Sommer – das war in der Jugend die Zeit der großen Freiheit, der Abenteuer und Entdeckungen.
Was für ein Unterschied zu diesem Jahr. Reisewarnungen und Kontaktbeschränkungen haben Urlaubspläne platzen lassen. Reisen ist, wenn überhaupt, nur eingeschränkt möglich. Der große Sommerurlaub, für viele von uns eine „heilige“ Zeit, zumindest die schönste Zeit des Jahres – wie soll der in diesem Jahr aussehen? Zu Hause sitzen und mit den Zähnen knirschen?
Wir haben uns daran gewöhnt, dass Urlaub meist mit Reisen zu tun hat. Berge. Wellen. Sonne. Strände. Aber das muss nicht so sein. Und das war es über Jahrhunderte für die meisten Menschen auch nicht. Tun oder lassen, wonach einem der Sinn steht – das ist die Grund­variante von Urlaub. Das ist auch ohne großen Aufwand möglich. Sogar zu Hause oder in der näheren Umgebung.
Schlafen, wenn man müde ist. Und so lange man mag. Bücher lesen, die schon lange darauf warten. Filme und Serien anschauen, auch mal bis tief in die Nacht. Am nächsten Tag gemächlich in Trab kommen: Wahre Lebenskunst besteht darin, aus dem etwas zu machen, was möglich ist. Und nicht, dem nachzutrauern und sich darüber zu grämen, was im Moment gerade nicht möglich ist. Vielleicht wird es am Ende sogar ein bisschen so wie in der Kindheit gewesen sein …

Autor:

Online-Redaktion

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