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DDR-KIRCHENVERLUSTE # 45
Die verlorene Philippus-Apostel-Kirche Berlin

Die St.-Philippus-Apostel-Kirche, historische Ansichtskarte um 1920 | Foto: Gemeinfrei, CC0,  https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=121587744
  • Die St.-Philippus-Apostel-Kirche, historische Ansichtskarte um 1920
  • Foto: Gemeinfrei, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=121587744
  • hochgeladen von Holger Zürch

In der DDR wurden bis 1988 rund 60 Kirchen auf staatlichen Druck gesprengt. Die wohl bekannteste von ihnen war die Paulinerkirche Leipzig – auch Universitätskirche St. Pauli genannt – im Jahr 1968. Die Serie erinnert an verlorene Sakralbauten in Mitteldeutschland und darüber hinaus.

Die St.-Philippus-Apostel-Kirche war das evangelische Gotteshaus in Berlin-Mitte in der Philippstraße, einer Nebenstraße der Hannoverschen Straße. Die nach dem Apostel Philippus benannte Kirche wurde 1852 vollendet. Im Zweiten Weltkrieg bei Bombenangriffen beschädigt, wurde sie fast 20 Jahre später auf politischen Druck im Jahr 1964 gesprengt.

Geschichte
Die Gemeinde entstand 1856 aus der damaligen Sophiengemeinde. In diesem Jahr waren mit dem Ausbau der Friedrich-Wilhelm-Stadt (westlich der Friedrichstraße) zwei Auspfarrungen notwendig geworden – also Ausgründungen neuer Kirchgemeinden aus einer von der Personenzahl zu groß gewordenen Mutter-Kirchgemeinde: Das waren die St. Philippus-Apostel-Gemeinde und die St. Johannes-Evangelist-Gemeinde.

Weitere Einzelheiten über die Kirche, ihre Ausstattung und ihr sicher reges Gemeindeleben in den folgenden Jahrzehnten sind im Internet nicht zu finden.

Zweiter Weltkrieg und die Zeit danach
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gotteshaus bei Bombenangriffen auf Berlin schwer beschädigt. Das Gotteshaus diente Generationen von Berlinern regelmäßig zur Andacht sowie zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten als Stätte festlicher Begegnung. Sie war vertrauter, heimatlicher Treffpunkt für Taufe und Konfirmation, für Trauung, Silberne und Goldene Hochzeit und für den Heimgang hunderter evangelischer Christen. Sie war Ort der Gemeinsamkeit für Andacht und Hoffnung, für Zuversicht und Freude, für Trauer und Leid.

Die Kirchengemeinde wünschte sich –wie andere Gemeinden mit dem gleichen Schicksal auch – natürlich den Wiederaufbau ihres Gotteshauses.

Es blieb ein frommer Wunsch: Das Gotteshaus wurde 1964 gesprengt – laut Überlieferung auf politischen Druck: Die DDR mit ihrem Staats-Atheismus der SED setzte mit ihrer politischen Macht landesweit die Sprengung von Dutzenden wiederaufbaufähigen Kirchen durch.

Was in den knapp zwei Jahrzehnten zuvor an Auseinandersetzungen zwischen der Kirchgemeinde und der Stadtverwaltung von Ost-Berlin gegeben hatte, an Versuchen zur Rettung und Bewahrung des Sakralbaus geschah, das erschließt sich leider nicht aus den online zugänglichen Quellen.

Jüngere Vergangenheit und Gegenwart
Nach der Sprengung des Gotteshauses mietete die Kirchengemeinde notgedrungen Gewerberäume an – als Zufluchtsort für ihr Gemeindeleben. Im Jahr 1999 wurde die Philippus-Apostel-Gemeinde Teil der Sophien-Kirchengemeinde.

Überdauert hat bis heute der zur Kirche gehörige Friedhof St. Philippus Apostel: An der Müllerstraße in Berlin-Wedding gelegen, ist er etwa 550 Meter lang, 60 Meter breit und hat eine durchgängige Allee. Die erste Beisetzung gab es am 5. Juli 1859. Die Friedhofskapelle entstand um 1878, das Totengräberhaus (= Verwaltungsgebäude) am Haupteingang um 1867.

An das Gotteshaus gibt es keine öffentliche Erinnerung.

Koordinaten: 52° 31′ 36,6″ N, 13° 22′ 53,1″ O

https://de.wikipedia.org/wiki/Philippus-Apostel-Kirche_(Berlin)
(dort auch Verzeichnis der Autoren; Textnutzung entsprechend Creative Commons CC BY-SA 4.0)

Autor:

Holger Zürch

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