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Ein bisschen Bach – und viel Landschaft

Weltweit gibt es etwa 200 Bach-Chöre. Einige Sänger stellt der Film vor. | Foto: Weltkino Filmverleih
  • Weltweit gibt es etwa 200 Bach-Chöre. Einige Sänger stellt der Film vor.
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Unter dem Motto "Bach – We Are Family" haben sich im Sommer vergangenen Jahres Menschen aus aller Welt in Leipzig getroffen, um gemeinsam zu musizieren. Zum ersten Mal durften im Rahmen des Leipziger Bachfestes auch Laienchöre in der Thomaskirche auftreten.

Von Stefan Volk

Anna Schmidt hat zu diesem Anlass unterschiedliche Bachchöre begleitet. In ihrem Dokumentarfilm "Living Bach", die derzeit in den Kinos zu sehen ist, zeigt sie: Der 1750 in Leipzig gestorbene Musiker vereint bis heute Menschen aus den unterschiedlichsten Winkeln dieser Erde im Geist seiner Musik.

Diesem Phänomen spürt die Filmemacherin am Beispiel eines Musikers nach, der in der traditionellen paraguayischen Volksmusik verwurzelt ist. Daneben begleitet sie eine Cosplayerin aus Yamaguchi, einen buddhistischen Abt und Pennsylvania, eine Palliativkrankenschwester aus Bethlehem, die einer Patientin tröstend die Hand hält, als diese beim Klang der H-Moll-Messe in Tränen ausbricht.

Das Wundersame der universellen Bach-Leidenschaft hebt die Regisseurin gerade dadurch hervor, dass sie sie in ihren unterschiedlichen Kontexten zeigt: Von den schneebedeckten Berner Alpen und der sich auftürmenden Skyline Kuala Lumpurs bis hin zu den individuellen Lebensläufen, Situationen, kulturellen, religiösen und biografischen Hintergründen der Menschen, die an diesen Orten leben.

Dass es der Musik von Bach gelingen kann, all diese Unterschiede zu überwinden, stellen die befragten Sängerinnen und Sänger fasziniert fest. So fühlt sich ein "chinesischer Malaysier im 21. Jahrhundert" von der Musik Bachs ebenso im Innersten berührt wie der Traditionsmusiker aus Asunción, der Bach mit einer anderen Dimension verbindet und der von sich behauptet: "Ich muss Bach singen, weil es mich vervollständigt."

Ein Sänger betont, dass Bachs Musik ethnische Barrieren überwinden könne. Früher habe er es als schwarzer Südafrikaner nicht für möglich gehalten, dass alle Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe friedlich zusammenleben könnten. Erst Bachs Musik habe ihn daran glauben lassen. Noch aus dem Grab versuche Bach, die Menschen durch Musik zu vereinen.

Tatsächlich scheinen sich alle, die Anna Schmidt für ihren Film befragt, darin einig zu sein, dass Bachs Musik Hoffnung schenkt. Diese Begeisterung steckt an. "Living Bach" vermittelt nicht nur die Faszination der globalen Bach-Fangemeinde, sondern vermag auch Menschen zu erreichen, die bislang nur wenig mit seinem Oeuvre verbanden.

Schade ist allerdings, dass man durch den Film nicht mehr über die Musik selbst erfährt. Während der 114 Filmminuten ist zwar reichlich "Bach" zu hören, aber stets nur kurz und ohne jede Einordnung. Die rätselhafte Wirkung und die spirituelle Kraft, die von seiner Musik ausgehen kann, wird zwar in einfühlsamen Beobachtungen und durch den mitreißenden Enthusiasmus spürbar vermittelt, aber nicht ergründet; weder musikalisch oder soziologisch noch historisch oder philosophisch. Die Frage, was das zeitlos und kulturübergreifend Verbindende in Bachs Musik ausmacht, verhallt unbeantwortet zwischen magisch-schön in Szene gesetzten Suiten, Messen und Kantaten.

(kna)

Der Film "Living Bach" wird unter anderem gezeigt im Moritzhof Magdeburg, Luchs Halle, Lichthaus Weimar und Capitol Eisenach.

weltkino.de/filme/living-bach-2

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Online-Redaktion

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