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Warum Plusfasten im Trend liegt
Fasten einmal umgekehrt

Foto: pixabay.com/de

Fastenwürfel sind schon länger bei denjenigen beliebt, die in der Fastenzeit etwas anderes ausprobieren wollen als den wochenlangen Verzicht auf die "Klassiker" wie Schokolade oder das Feierabendbier. Diese Würfel zeigen zum Beispiel Körperteile: Wer morgens das Auge würfelt, kann abends den Fernseher ausgeschaltet lassen. Wenn der montägliche Würfel den Mund anzeigt, heißt das vielleicht: eine Woche nicht lästern – auch wenn so eine Woche ganz schön lang werden kann. Der Mund könnte aber auch bedeuten, jemandem ein Kompliment zu machen. Oder sich mal wieder bei einem Menschen zu melden, der einem am Herzen liegt. Oder eine Woche lang jeden Tag eine neue Vokabel in einer Fremdsprache zu lernen.

Diese Art des Fastens – manche nennen es Plusfasten oder umgekehrtes Fasten – erfreut sich in Coronazeiten wachsender Beliebtheit. Wenn ohnehin vieles ausfällt, kann es sinnvoll sein, sieben Wochen lang sich selbst und anderen bewusst etwas Gutes zu tun. Die Fastenaktionen der evangelischen Kirche setzen seit Jahren auf das etwas andere Fasten. In diesem Jahr kann man das Motto durchaus als Zeichen gegen Corona-Müdigkeit betrachten: "7 Wochen ohne Stillstand", lautet es. Ziel sei, Neues auszuprobieren und sich nicht entmutigen zu lassen, wenn es nicht sofort gelingt.


"Das Ziel ist, mit winzigen Änderungen etwas zu bewirken"

Das Konzept stehe in der Tradition des Reformators Ulrich Zwingli, erklärt der Geschäftsführer der Aktion, Arnd Brummer. "1522 gab es nach dem Aschermittwoch ein Wurstessen in Zürich – und allgemeine Empörung", so Brummer. Mit einer Predigt löste Zwingli die Reformation in Zürich aus: "Demnach geht es in diesen 40 Tagen um die Erinnerung daran, wie Jesus Christus in der Wüste darüber nachgedacht hat, ob er dem Weg seines Vaters folgen kann. Dass er dort wenig gegessen hat, lag nicht an einem Vorsatz, sondern an den Umständen – sein Hauptinteresse war die Reflexion."

Für Brummer folgt daraus: Wer in der Fastenzeit weniger essen oder weniger Alkohol trinken möchte, kann das tun. "Zentral ist aber die Frage, wie man das eigene Leben gestalten möchte und welche Änderungen sinnvoll sein könnten."

Die Idee des Plusfastens trifft indes einen Nerv – sie passt in eine Zeit, in der auch "Tiny Habits" im Trend liegen, also Mini-Gewohnheiten. Das Ziel ist, mit winzigen Änderungen etwas zu bewirken. Je konkreter und überschaubarer ein Vorsatz ist, desto eher setzen Menschen ihn laut Soziologen auch tatsächlich um.

Angesichts hoher Arbeitslast und Pandemie-Zermürbung erscheint es umso realistischer, etwa jeden Abend vor dem Schlafengehen fünf Minuten innezuhalten und für das Gute dieses Tages zu danken – statt einem vagen "mehr Zeit für Gott". Wer sich mehr bewegen möchte, kann sich zum Beispiel vornehmen, in jeder Mittagspause einen zehnminütigen Spaziergang zu machen oder jeden Abend eine neue Yoga-Figur auszuprobieren.

Auch Klöster bieten Begleitung in der Fastenzeit an. Auch sie verfolgen die Idee, den Trott zu unterbrechen, innezuhalten und etwas Neues zu erfahren.
Paula Konersmann (kna)

Autor:

Online-Redaktion

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