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«Louis van Beethoven»
Fernsehfilm  feiert Künstler und Freigeist

Foto: ARD Degeto/ Zuzana Panská

Der Film «Louis von Beethoven» von Niki Stein ist in diesem Jahr der Höhepunkt im Weihnachtsprogramm des Ersten. Der Film zum 250. Geburtstag des Komponisten erzählt vom Recht auf Selbstbestimmung und von der revolutionären Kraft der Musik.

Von Heike Hupertz

Im Herbst 1826 sitzt ein höchst bemerkenswerter Passagier in einer rumpelnden Mietkutsche. Der Komponist Ludwig van Beethoven ist eine europäische Berühmtheit. Die triumphale Uraufführung seiner 9. Sinfonie liegt erst zwei Jahre zurück, das Publikum liebt sie trotz der unerhörten Form mit ihren vier Sätzen und dem Chorfinale. Nun aber scheint der Genius im ARD-Film «Louis van Beethoven», der am ersten Weihnachtsfeiertag ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist, zu Tode erschöpft. Durch zahlreiche Krankheiten und Verbitterung, vor allem aber durch die Katastrophe der Taubheit, die ihn von den Zeitgenossen stärker entfernt denn je.

Tipp

«Louis van Beethoven»:
Das Erste, 25. Dezember, 20.15-22.15 Uhr

Beethoven kommuniziert über Schreibhefte. Den letzten Teil des Wegs nach Gneixendorf bei Krems legt er im offenen Karren zurück, an seiner Seite sein Neffe und Ziehsohn Karl (Peter Lewys Preston). Über Jahresfrist wird Ludwig van Beethoven gestorben sein, im Alter von 56 Jahren.

Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt. Beethovens Aufenthalt auf dem abgelegenen Landgut seines Bruders Johann (Cornelius Obonya) und dessen kleinkrämerischer Frau Therese (Johanna Gastdorf) bildet den Rahmen der großen biografischen Erzählung, die Niki Stein (Regie und Buch) mit seiner Fernsehfilmhommage «Louis van Beethoven» bestechend gelingt. Die dramaturgische Klammer bilden dunkle Molltöne. Arthur W. Ahrweiler hat die Bilder mit drohenden Zimmerschatten empfindsam gestaltet.

Beethoven, als moderner Künstler zwar frei, aber in Nöten, seine Werke zu verkaufen, schreibt in Gneixendorf an der Großen Fuge B-Dur (Op. 133), dem Streichquartett, das manche Hörer an Schönberg erinnert. Dissonant wie die Komposition ist auch das Gemüt des Künstlers, den Tobias Moretti in grandioser Klarheit der Empfindungen verkörpert. Lange zurück liegen die Kindheitsjahre in Bonn, als das Kind Louis (ein Pianoforte-Wunderkind: Colin Pütz) vom Hofmusikus und Freimaurer Neefe (Ulrich Noethen) gefördert, vom Vater Jean (Ronald Kukulies) unterrichtet, von der Mutter Magdalena (Tatiana Nekrasov) zärtlich geliebt wurde.

Früh wird der junge Beethoven vom Schauspieler Pfeiffer (Sabin Tambrea) mit der in Europa verbotenen amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vertraut gemacht. Louis, so zeigt es dieser Film auf bestechende Weise, ist ein Kind der bürgerlichen Emanzipation, die Kunst schöpft er aus sich selbst, Regeln und Formen werden untersucht, verworfen, in neue Musik verwandelt.

Zu Beginn des Films, dessen großes geistesgeschichtliches Panorama die Zeit am Vorabend der Französischen Revolution bis zur politischen Ernüchterung der Restauration umfasst, straft das Kind Louis die Adeligen in der Theaterloge mit Verachtung, als sie zu seinem Klavierspiel laut reden. Der erwachsene, aber immer noch junge Beethoven (Anselm Bresgott) wird einem Grafen, der ihn im Haus seiner Mäzenin Helene von Breuning (Silke Bodenbender) vor seiner liebevollen Verehrerin Eleonore (Caroline Hellwig) demütigt, kurzerhand ohrfeigen.

Der eigentliche Skandal, dies schwingt als Subtext in Steins famosem Biopic mit, ist Beethovens geistige Unabhängigkeit, die dem Freiheitspathos seiner Musik entspricht. Beethoven, dies zeigt «Louis van Beethoven» trotz historischer Kulisse unangestrengter als etwa Milos Formans «Amadeus», ist der Freigeist, dessen Funke sich an der Zeitstimmung entzündet, dessen Kunst aber mit Rebellion nicht hinreichend bezeichnet ist. Musik ist für ihn heiliger Ernst. Mozart, der Wiener Gesellschaftsplatzhirsch, der dem staunenden Studenten aus Bonn einmal begegnet, bleibt für Beethoven eine herbe Enttäuschung.

Das Außergewöhnliche an dem von Jan Henrik Pusch hervorragend montierten Film ist nicht zuletzt seine musikalische Gestaltung. Von der Großen Fuge bis zum Finalsatz der 9. Sinfonie kommentieren und interpretieren zahlreiche Stücke, zumeist beim Drehen live eingespielt (musikalische Leitung: David Marlow), diesen herausragenden Beitrag zum 250. Geburtstag des Komponisten. Dass «Louis van Beethoven» eine jahrelange sorgfältige Vorbereitung vorausging, merkt man dem Film aufs Schönste an.

(epd)

Tipp

«Louis van Beethoven»: Das Erste, 25. Dezember, 20.15-22.15 Uhr

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Online-Redaktion

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