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Rezension
Hört bei Gott der Spaß auf?

Lachen und Humor sind ernste Themen, die schon lange nach einer seriösen Behandlung schreien.

Von Gregor Heidbrink

Mit „Ausgelacht? Glaube und die Grenzen des Humors“ legt Andreas G. Weiß eine theologische Ethik des Lachens vor. Schon zu Beginn hat sich der Autor ermahnt, sich seinem Thema zu stellen, ohne auf plumpe Lacheffekte zu zielen. Im Gegenteil spielt er gekonnt die große Stärke akademischer Theologie aus: Auf einem hohen Abstraktionsniveau werden Sachverhalte sprachlich beschreibbar gemacht, ohne eigene Erfahrungen vorauszusetzen oder gar hervorrufen zu wollen. Nur zwischen den Zeilen blitzt da und dort jener „Sinn für die eigene Lächerlichkeit“ auf, welcher die christliche Existenz kennzeichne – das Leben in manchmal schmerzhafter Spannung zwischen himmlischer Verheißung und irdischer Widrigkeit.

Aktuelle Humor-Beispiele aber sucht man in Weiß’ Buch vergeblich. Seltsam: Leisten nicht Kardinäle und Päpste weiter Beachtliches, um Spott über sich und ganz Rom zu bringen? Oder soll die Fehlstelle als Zeichen fortschreitenden Relevanzverlustes der Kirche ins Auge springen?

Womöglich besteht ja das Drama unserer evangelischen Kirche darin, dass sie nicht einmal mehr Gegenstand der Auseinandersetzung ist. Und was die Frohe Botschaft angeht: Sicher gibt es Potenzial, die Pointe neu zuzuspitzen, damit sie endlich wieder zündet. Warum schiebt man denn zur Reli-Stunde so ungern die VHS-Kassette mit dem „Leben des Brian“ in den Rekorder? Etwa, weil man gekränkt wäre? Nein! Sondern weil die Schüler immer an den falschen Stellen lachen. Die Lektüre von „Ausgelacht?“ lässt einen melancholisch zurück. 

Weiß, Andreas G.: Ausgelacht!? Glaube und die Grenzen des Humors, Herder, 256 S., ISBN 978-3-451-38953-5; 24 Euro

Autor:

Online-Redaktion

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