Ausblick in Weimar
Jahresprogramm rückt Sprache in den Fokus
Die Klassik Stiftung Weimar widmet sich in diesem Jahr dem Thema „Sprache“. Manches mutet dabei ungeheuer brisant und aktuell an, wie die Präsentation der Militärbibliothek von Carl August, die kein Geringerer als Goethe geordnet hat. Teile der im Bücherturm der Anna Amalia Bibliothek befindlichen Sammlung werden in einem Reflektionsraum der Öffentlichkeit vorgestellt.
Von Doris Weilandt
Die Bücher beschäftigen sich mit der Geschichte des Krieges von 1806, in dem Preußen eine schwere Niederlage gegen Frankreich erlitt. Anschließend zogen Napoleons Truppen plündernd durch Weimar. Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassik Stiftung, verweist auf die friedensstiftende Kraft von Kunst und Kultur und auf die von Kunsthistoriker Aby Warburg geprägte Formulierung: „Museen als Denkräume der Besonnenheit“.
In diesem Sinne will die Klassik Stiftung agieren und Kulturschaffende zusammenbringen. Um das Gewicht von Worten geht es auch in einer Veranstaltungsreihe anlässlich der 250-jährigen Ankunft von Christoph Martin Wieland (1733–1813) in Weimar. Anlass für seine Übersiedlung war die Erziehung der Prinzen des Weimarer Hofs. Wieland hat sich aber als Dichter, Philosoph und Übersetzer einen Namen gemacht. Als ausgewiesener Kenner seines Werks spricht Jan Philipp Reemtsma dazu im DNT. Zudem bereitet er eine neue Dauerausstellung im Wielandgut Oßmannstedt vor, die mit dem Titel „Der erste Schriftsteller Deutschlands“ hohe Erwartungen weckt. Das DNT beteiligt sich mit dem selten aufgeführten Singspiel „Aurora“ am Festprogramm.
"Cranach hat wie kein anderer das reformatorische Werk ins Bild gesetzt"
Nicht fehlen darf im Jahr der Worte Martin Luther. Seine Bibel von 1534, die erste umfangreich illustrierte Gesamtausgabe, steht im Zentrum der Ausstellung „Cranachs Bilderfluten“, die ebenfalls in der Anna Amalia Bibliothek präsentiert wird. Der Maler, der den sächsischen Ernestinern aus dem Hause Wettin nach dem verlorenen Schmalkaldischen Krieg ins Exil nach Weimar folgte, hat wie kein anderer das reformatorische Werk ins Bild gesetzt und damit viele Menschen von Luthers Gedanken überzeugt. Neben Programmbildern können sich die Besucher auf eine Wiederbegegnung mit bekannten Porträts freuen, die seit Schließung der Cranach-Galerie im Stadtschloss nicht mehr zu sehen waren.
Die Wahl der Ausstellungsorte unterstreicht, dass sich die Klassik Stiftung von Neubauplänen für eine Halle, in der temporäre Expositionen gezeigt werden, verabschiedet hat. Stattdessen sollen weitere Räume in den historischen Häusern erschlossen werden. Ulrike Lorenz spricht von „auf das Intime ausgerichteter Struktur“ und von der denkmalgerechten Nutzung der vorhandenen Substanz. Diesen Weg verfolgen auch die drei neuen Direktoren, die zur Jahrespressekonferenz Mitte März vorgestellt wurden. Annette Ludwig, die vorher das Gutenberg-Museum Mainz verantwortet hat, wird künftig die Geschicke der Museen leiten. Für die baulichen Belange und damit für die Sanierung des Stadtschlosses ist Friederike von Rosenberg zuständig, und für den neuen Bereich Digitale Transformation Dirk Wintergrün. Ihnen allen ist wichtig, die Klassik Stiftung einem breiten Publikum zu öffnen.
Autor:Online-Redaktion |
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