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Leben wird Kunst

Antonio Banderas als Salvador Mallo | Foto: Studiocanal/El Deseo/Manolo Pavón
  • Antonio Banderas als Salvador Mallo
  • Foto: Studiocanal/El Deseo/Manolo Pavón
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Der Kinofilm »Leid und Herrlichkeit« handelt von den körperlichen und seelischen Gebrechen eines alternden Mannes. Salvador Mallo (Antonio Banderas) als das fiktive Alter Ego des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvars befindet sich mit 69 Jahren in einer Lebenskrise. Er dreht keine Filme mehr, schlurft nur noch in seiner mit Bildern museal ausstaffierten Nobelwohnung herum. Bis sein vor 30 Jahren geschaffener Film »Sabor« restauriert werden soll. Das animiert ihn, alte Kontakte aufzufrischen. Zum Beispiel zu einem Hauptdarsteller, mit dem er sich verkracht hatte. Diese Begegnung wird zum erzählerischen Schlüssel des Films.
Der Schmerzens- und Lebemann Mallo probiert Drogen aus – und siehe da, nicht nur die Schmerzen sind wie weggeblasen, es kommen auch Erinnerungen. In satten, schönen Traumfarben erscheint ihm seine Mutter (Penélope Cruz) beim Wäschewaschen am Fluss, in der ärmlichen Höhlenwohnung des Dorfes. Oder als dem Sterben Geweihte und ihn Anklagende. Was davon ist wahr, was erdacht? Regisseur Almodóvars Reise in die Vergangenheit gleicht der Art, wie wir uns als Zuschauer an Eigenes erinnern können oder wollen: Fakten mischen sich mit Wünschen, Gegenwart blitzt unversehens mitten hinein.
Natürlich gehört in den zärtlich-bunten und kunstvoll von melancholischem, leichtem Humor durchwirkten Kosmos auch Almodovárs ambivalentes Verhältnis zum Katholizismus. Der habe ihm zwar in einer Priesterschule die Möglichkeit zur Bildung eröffnet, aber trotzdem manches Wissen verwehrt. Unbekümmert greift der Altmeister assoziativer Montage dabei auf illustrierende Trickzeichnungen zurück.
In seinen hierzulande wohl bekanntesten Filmen »Alles über meine Mutter« und »Sprich mit ihr« waren es hauptsächlich Frauen, die Almodovárs Helden Kraft gaben. So auch hier: Besonders Mallos Managerfreundin Mercedes ist es, die ihn ins Leben, die Kunst und ärztliche Obhut zurück führt. Als ihn der Arzt mit »Drama oder Komödie?« nach seiner neuesten Filmidee fragt, meint der auf dem OP-Tisch: »Das weiß man erst am Ende.«
Die Jury der Evangelischen Filmarbeit hingegen goutierte jetzt: Das reale »Leid« des alternden Mannes sublimiert sich in der »Herrlichkeit« der poetisch stilisierten filmischen Bilder. »Leben wird Kunst – und die Kunst wirkt tröstend, mildernd ins Leben zurück.«
Eleonore Sladeck

»Leid und Herrlichkeit« (Spanien 2019; 113 Minuten; Regie: Pedro Almodóvar)

Autor:

Online-Redaktion

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