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Rezension
Plädoyer zur Umkehr

Nicht nur die Grundaussage in Ernst Paul Dörflers neuem Buch „Aufs Land“ ist aktuell, auch die herangezogenen Studien sind es, bis hin zu ersten Schlussfolgerungen aus der Corona-Krise.

Von Renate Wähnelt

So aktuell sie sind, so wenig neu sind die Erkenntnisse, die der Ökologe und Umweltaktivist ausbreitet: Wir Menschen leben über unsere Verhältnisse, wir plündern die Erde aus, verzehren unser lebensnotwendiges Kapital, indem wir die Luft und das Wasser verpesten, unsere Nahrung vergiften und den Boden gleich mit. Was alles falsch läuft, schildert er anschaulich und nachvollziehbar, auch wenn sich manches doppelt.

Wer sich für die Bewahrung der Natur, den Arten- und den Klimaschutz interessiert und zu Dörflers Buch greift, erfährt kaum Neues. Ich kämpfte eher gegen depressive Verstimmung an, wieder und wieder lesen zu müssen, wie schlecht wir Menschen mit Natur und Umwelt umgehen. Dabei belässt Ernst Paul Dörfler es natürlich nicht. Der Situationsanalyse folgen Überlegungen, wie es besser geht.

Dörfler plädiert für eine Wiederentdeckung eines Landlebens ohne Chemieeinsatz als einen Weg, Klimakrise und Naturzerstörung einzudämmen oder gar zu beenden. Das Leben auf dem Land, in kleineren Gemeinschaften als in der Stadt, mit Eigenversorgung aus dem Garten, inmitten von Grün und in frischer Luft tut auch der menschlichen Gesundheit gut, unterstreicht er nachdrücklich, ohne das Landleben idyllisch zu verklären. Es muss gearbeitet werden, körperlich, und die Hände werden schmutzig. Verdienstvoll, dass er diese seine Erfahrung und seinen Weg aufs Land nur als Beispiel beschreibt und nicht den Anspruch erhebt, dass er als Blaupause für andere taugt.

Seine Argumentation, dass und wie die an Fläche und Bevölkerungszahl wachsenden Städte ohne die Leistungen des Landes kaum überlebensfähig wären, ist zwingend. Er fordert, die Leistungen der Natur wert zu schätzen, Schäden und Nachsorge in die wirtschaftlichen Betrachtungen einzubeziehen. Der Ressourcenverbrauch soll bei der Preisbildung berücksichtigt werden. Da schreibt einer, der die Mechanismen der Wirtschaft kennt. Mit seinem Appell, genügsam zu konsumieren, lieber zu teilen statt selbst zu kaufen und sich genau zu überlegen, was man wirklich braucht, stellt er das Wirtschaftssystem in Frage.

So ist das Buch von allem etwas: Wirtschaftskritik, Biografie, Bestandsanalyse, philosophische Betrachtung über verhängnisvolle Entwicklungen und der Versuch, anhand von Beispielen Mut machende Wege aufzuzeigen, wie wir Menschen behutsamer mit der Schöpfung umgehen können. Wer im Thema steckt, kennt das alles schon. Wer Dörflers „Aufs Land“ als Einstiegsliteratur ins Thema liest, erhält viele gute Denkanstöße und Hinweise, wie individuelles Verhalten Natur und Klima schützen können, auch in der Stadt.

Dörfler, Ernst Paul: Aufs Land, Hanser, 351 S., ISBN 978-3-446-27095-4; 22,00 Euro

Autor:

Renate Wähnelt

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