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Die Kirchen haben in der Corona-Krise versagt, meint Christine Lieberknecht. Für ihre Meinung erntet die ehemalige thüringische Ministerpräsidentin Widerspruch, aber auch Unterstützung.
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm wies die Kritik entschieden zurück. Lieberknecht tue damit allen Seelsorgern Unrecht, die sich in den vergangenen Monaten aufgerieben hätten. „Die Kirchen haben unter schwierigsten Bedingungen das ihnen Mögliche getan“, sagte Bedford-Strohm. „Eine solche Schelte von politischer Seite ist daher unangemessen.“
Widerspruch kam auch von der Leitenden Geistlichen des Kirchenkreises Meiningen in der EKM, Beate Marwede. Die Vorwürfe miss-achteten das engagierte Mühen der Kirche, für die Menschen da zu sein, so die Superintendentin. Kirchen seien während des "Shutdown" geöffnet gewesen, und Geistliche wie Ehrenamtliche hätten für seelsorgerliche Gespräche zur Verfügung gestanden.
Ähnlich sieht es das Bistum Magdeburg und verwies auf die Anordnung von Bischof Gerhard Feige, dass die Seelsorge an kranken, einsamen und sterbenden Menschen auch in der Pandemie „ein vorrangiger Dienst“ bleibe.
Unterstützung erhält Lieberknecht dagegen vom Bestsellerautor Peter Hahne. "Man ist dem Irrtum aufgesessen, als würde ein Video und ein bisschen Singen und Winken unter dem Balkon die persönliche Seelsorge und die Begleitung alter und sterbender Menschen in den isolierten Heimen ersetzen“, so Hahne. Die Kirche hätte darum kämpfen müssen, ihre Pfarrer nach Gesundheitstests zu den kranken Menschen schicken zu dürfen – auch in überforderte Familien.
Geteilter Meinung ist der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber. „Wir haben in Berliner Krankenhäusern keine Unterbrechung der Seelsorge gehabt“, stellt Huber klar. Allerdings schließt er sich in einem Punkt der Kritik Lieberknechts an: „Die Kirche hat auch nach meinem Gefühl die Aufgabe der Seelsorge und Fürsorge für Kranke, Alte und Sterbende nicht mit Nachdruck herausgestellt.“
Autor:Online-Redaktion |
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