Achava-Festspiele
Stolperstein und Paradies
Die Achava-Festspiele laden im September zu Begegnungen mit jüdischer Kultur in mehrere Thüringer Städte ein. Das Kunstfest Weimar übergibt im Deutschen Nationaltheater Weimar den Staffelstab an die nächsten Festspiele.
Doris Weilandt
Zu Abschied und Beginn wird das weitgehend vergessene Drama „Glaube und Heimat – Die Tragödie eines Volkes“ als szenische Lesung mit Steve Karier und Judith Rosmair vorgestellt.
Autor Karl Schönherr greift auf ein historisches Ereignis der Gegenreformation zurück: die Ermordung von Protestanten durch ihre katholischen Mitbürger in Tirol 1838. Anlass, sich wieder mit diesem Stück zu beschäftigen, sind religiöse Konflikte der Gegenwart und der 100. Geburtstag der Kirchenzeitung, deren Name sich darauf bezieht.
Ganz in der Tradition der Achava-Festspiele stehen verschiedene Zeitzeugengespräche. Im Weimarer Lichthaus wird am 13. September ein neuer Dokumentarfilm von Eva Stocker aufgeführt. Der Holocaust-Überlebende Pavel Taussig erzählt darin seine Lebensgeschichte, von der Geburt in Pressburg, dem heutigen Bratislava bis in die deutsche Gegenwart. Gemeinsam mit seinen Eltern wurde er 1944 nach Ausch-witz-Birkenau deportiert, wo ihm die Nummer B-14 328 mit einem scharfen, spitzen, mit Tinte gefüllten Kupferröhrchen in die Innenseite des Oberarms tätowiert wurde: „Mein Vater stellte sich absichtlich vor mich, um mir die Angst zu nehmen. Und da er während des Tätowierens nicht stöhnte, hat er mir tatsächlich Mut gemacht“. Im Anschluss an die Filmpremiere moderiert Festspielleiter Martin Kranz ein Gespräch mit Pavel Taussig und der Regisseurin.
Die beiden Künstler und Friedensaktivisten Ruth Horam und Nihad Dabeet schufen nach dem Paradiesbaum „Dream of an Olive Tree“ in Jerusalem einen ähnliches, sieben Meter hohes Exemplar für den Erfurter Petersberg. An das Symbol für Hoffnung und Frieden können am 15. September in einer partizipativen Aktion Kupferblätter angebracht werden. Dazu gibt es einen Film mit anschießendem Gespräch sowie – in Erinnerung an Nihad Dabeet – ein Drachenfest. Der Bruder des Künstlers lädt zudem mit einem Restaurant-Kollegen aus Berlin zum gemeinsamen Speisen unter den Paradiesbaum ein. „Macht Hummus – nicht Krieg“ ist das Motto des Kochworkshops, in dem die Speisen bereitet werden.
Neu im Programm sind die Achava-Filmtage in Eisenach (17. bis 19. September). Kurator Siegfried Ressel stellt polnische und tschechoslowakische Filme vor, die sich bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit NS-Verbrechen, Holocaust und der deutschen Okkupation beschäftigt haben. „Die letzte Etappe“ ist der erste Spielfilm, der Leben und Sterben in Auschwitz thematisiert. In „Die Passagierin“ begegnen sich eine inhaftierte Frau und ihre Aufseherin auf einem Schiff mitten im Atlantik.
Autor:Online-Redaktion |
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