Glaube und Heimat als szenische Lesung

Wirkung nicht unterschätzen

Steve Karier inszeniert zusammen mit Judith Rosmair am 8. September die szenische Lesung des Theaterstücks «Glaube und Heimat», nach dem die Kirchenzeitung benannt ist.

Von Willi Wild

Das Thema des Stücks, in dem es um die Vertreibung von Protestanten aus Tirol und Salzburg geht, ist für ihn universell, «beide Phänomene gebe es seit Urzeiten». Flucht und Vertreibung bedeuten immer Verlust. Aber auch das: «Die aufnehmenden Landstriche haben ökonomisch von dieser Aufnahme sehr profitiert», so Karier. Er empfinde großes Mitleid mit den getriebenen und gequälten Menschen. Letztlich seien sie damals wegen einer Lappalie aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden.

Die Inszenierung stellt Karier vor die Herausforderung, die unterschiedlichen Stimmen und Charaktere, die Karl Schönherr in dem Stück verarbeitet, auf zwei Personen zu beschränken. So kompliziert und bahnbrechend neu sei seine Herangehensweise an den Theatertext nicht, meint er. Die gelesene Interpretation des Stückmaterials funktioniere eher wie eine Folie, auf der die Handlung abläuft. Die Dialoge würden transparent und verständlich vorgetragen. Damit können die Fabel, die Themen des Stückes, die Haltungen der Figuren und ihre Beweggründe für das Publikum deutlich und nachvollziehbar bloßgelegt werden, so der Luxemburger Schauspieler.

«Man sollte die Wirkung dieser scheinbar flachen oder bescheidenen Form allerdings nicht unterschätzen.» Die Suggestivkraft der Worte, von zwei Schauspielern gesprochen, könne durchaus größere Wirkung erzeugen als eine komplett bebilderte Bühnenfassung. «Immerhin sind alle relevanten Figuren vorhanden: Wo es nötig ist, werden Bühnenanweisungen und Rollennamen mitgelesen, wo es möglich ist, werden Namen weggelassen und lebendige Dialoge gesprochen.»

t1p.de/szenischelesung