Wort zur Woche
Advent – mitten im Sommer
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!
Philipper 4, Vers 4 und 5b
Juli. Plötzlich war alles dunkel. Als wieder Licht kam, schoss Schmerz durch ihren Körper. Eingequetscht fand sie sich auf einem Autositz wieder. Um sie herum verbogene Karosserieteile und Glassplitter. Dann stand plötzlich ein Mann neben der Autotür. Er stand aufrecht und atmete ruhig. Seine Stimme verriet keine Aufregung, sondern Zuversicht: „Schauen Sie mich an. Bleiben Sie bei mir. Der Rettungswagen wird bald kommen. Dann werden Sie versorgt.“ Die Ruhe dieser Stimme übertrug sich. Sie glaubte dieser Stimme und begann selbst ruhiger zu atmen. Ein und aus. Wenn sie an diese Situation zurückdenkt, überkommt sie eine dankbare Freude. In diesem Fremden kam ihr göttlicher Beistand entgegen.
Szenenwechsel ins Krankenhaus. Piep Piep Piep. Der Raum war erfüllt von diesem schrillen Ton. Er signalisierte, dass ihre Sauerstoffsättigung nicht genügte oder eine Infusion erneuert werden musste. Tag und Nacht waren verschmolzen. Besuch durfte nicht auf Station – Corona-Beschränkung. Und da lag sie nun, abgeschnitten von ihrem bisherigen Leben. Fern von den Menschen, denen sie verbunden war. Und doch, inmitten von Schmerz und Unsicherheit, überkam sie immer wieder ein wohliges Gefühl von Geborgenheit. "Der Herr ist nahe." Das fühlte sie mehr mit dem Herzen, als dass es ihr Verstand fassen konnte. Es wurde Advent, mitten im Sommer. Inmitten eines sterilen Zimmers auf der Intensivstation. Wochen und Monate später erfuhr sie, wie viele Menschen im Gebet Tag um Tag für sie eingetreten waren.
Nun ist der Jahreslauf im Advent angekommen – hoffnungsvolles Warten und Zugehen auf Gottes Ankunft in unserem Leben. In bangende Familien, in denen jemand erkrankt ist oder im Sterben liegt. Hinein in die Einsamkeit und Abgeschnittenheit von alleinstehenden Menschen. In angespannte Beziehungen. In das Leben von Menschen, die die Orientierung verloren haben. Hinein in den Arbeitsalltag, den Druck, die Überforderung. Wir dürfen darauf vertrauen: „Der Herr ist nahe.“
Katharina Freudenberg, Schlotheim
Autor:Online-Redaktion |
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