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Predigttext
Alle Jahre wieder

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Soll das ein Fasten sein, wie ich es will: ein Tag, an dem der Mensch sich demütigt? Soll man seinen Kopf hängen lassen wie die Binse und sich in Sack und Asche betten? Jesaja 58, Vers 5


Von Elfi Runkel

Fastenzeit – jedes Jahr stehe ich vor der Herausforderung, wie ich damit umgehen soll. Verzicht auf Schokolade, Fernsehen oder das Auto – wozu soll das gut sein, frage ich mich. Deshalb kommen mir die Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja wie gerufen. Fasten als demonstrative Bußübung ist nämlich nicht angesagt.
Aber so leicht kann ich mir das Fasten nicht vom Leibe halten. Denn bei Jesaja heißt es weiter: „Ist dies nicht ein Fasten, wie ich es will: Ungerechte Fesseln öffnen, die Stricke der Jochstange lösen und Misshandelte freilassen, und dass ihr jedes Joch zerbrecht? Bedeutet es nicht, dem Hungrigen dein Brot zu brechen und dass du Arme, Obdachlose ins Haus bringst?“ (Verse 6 f.)
Beim Fasten geht es ums Ganze: Um Gottes Gerechtigkeit und das ungerechte Handeln der Menschen. Der Verzicht auf bestimmte Dinge kann mir die Augen dafür öffnen. Und so nehme ich die Fastenzeit zum Anlass, mich verstärkt den Anfragen des Propheten zu stellen: Wen benachteilige ich? Wo misshandeln wir Menschen? Wodurch lege ich anderen Fesseln an? Warum lassen wir Menschen verhungern? Und wie kann es uns gelingen, umzukehren?
Diese Fragen sind schmerzhaft. Aber genau darin liegt die Herausforderung des Fastens. Es zielt auf unser Handeln ab, denn Fasten heißt, gegen Benachteiligung vorzugehen, Misshandlung entgegenzutreten, Unterdrückung zu beenden und Hunger zu bekämpfen. Nun ist es nicht so, dass wir mit all dem Gottes Gerechtigkeit herstellen könnten. Aber wir zeigen damit, dass es uns ernst ist mit unserem Gott und seiner Gerechtigkeit.
Bei Jesaja folgt auf die Aufforderung, in rechter Weise zu fasten, eine Zusage: „Dann wird dein Licht hervorbrechen wie das Morgenrot, und rasch wird deine Heilung gedeihen, vor dir her zieht deine Gerechtigkeit, und deine Nachhut ist die Herrlichkeit des Herrn.“ (Vers 8)
Was hier beschrieben wird, sind nicht etwa Belohnungen, sondern die Auswirkungen des rechten Fastens. Selbst wenn uns das nur bruchstückhaft gelingt, ist schon viel gewonnen. Die Frage lautet also wie jedes Jahr: Stellen wir uns der Herausforderung?

Elfi Runkel ist Pfarrerin in Halberstadt.

Pfarrerin Elfi Runkel | Foto: Christoph Goos
Autor:

Online-Redaktion

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