Wort zur Woche
Auf dass der Funke überspringen möge
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Psalm 98, Vers 1
Es gibt was zu feiern: Im Magdeburger Dom werden junge Menschen ordiniert! Wie wunderbar, dass sie bereit sind, sich in den Dienst nehmen zu lassen für Gott und Mensch. Ein Grund zum Jubeln – am besten gleich mit einem neuen Lied, empfiehlt der Psalm des Sonntags.
Von Laura-Christin Krannich
Aber was ist schon neu? Böse Zungen sagen: In der Kirche ist neu, was weniger als fünfzig Jahre alt ist. Klar, es ist wichtig, ab und zu ganz neue Töne anzuschlagen, und vermutlich geschieht das zu selten in klassischen Gottesdiensten. Aber zugleich gibt es den Glauben nicht ohne die tiefe Verwurzelung im Alten. Ich mag die vertrauten Melodien, in denen die Jahrhunderte mit mir atmen – seit nahezu tausend Jahren erklingt "Christ ist erstanden!" Nach einer Osternacht mit vielen modernen Liedern sagte eine Frau zu mir: »Es war schon schön – aber irgendwas hat gefehlt.« Sie meinte, natürlich, die alten Lieder. Mit den ans Herz gewachsenen Liedern wird Ostern, jedes Jahr aufs Neue.
Es ist nicht immer der Zeitpunkt von Dichtung und Komposition, der ein Lied neu macht. Oft werden durch altbekanntes Liedgut Erinnerungen geweckt, die die Hoffnung neu entfachen. Der Theologe Karl Barth erklärt das so: Wenn wir Gott loben und danken, dann bitten wir ihn, sich so zu zeigen, wie er sich schon gezeigt hat. Wir erinnern uns, dass es einen guten Grund gibt, zu hoffen. Deshalb kann die singende Erinnerung neue Kraft wecken – und wenn ich ein Lied mit neuem Mut singe, wird es frisch wie ein Frühlingsmorgen, auch wenn es nicht mehr taufrisch ist.
Beruf und Berufung derer, die sich nun in den Dienst nehmen lassen, ist genau das: Kirchen und Gemeindesäle mit neuem Leben füllen und alte Texte so auslegen, dass sie wieder zu sprechen beginnen. Ich wünsche denen, die jetzt ordiniert werden, für ihren Dienst, dass ihnen das immer wieder gelinge: den Spuren Gottes in Geschichte und Gegenwart so nachzugehen, dass alte Lieder neue Funken sprühen und wärmendes Feuer entfachen.
Die Autorin ist Vikarin in Halle.
Autor:Praktikant G + H |
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