Predigttext zum Sonntag
Befreit
Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.
1. Korinther 6, Vers 12b
An diesen letzten Worten der Verse aus dem Predigttext bin ich hängen geblieben. Paulus hatte in Korinth wohl ganz andere Dinge im Sinn als ich heute: Unzüchtige, Habgierige, Lustknaben, Trunkenbolde, Lästerer und Räuber. Menschen, die aus seiner Sicht ganz anderen Mächten unterworfen sind als er es bei Menschen in der Nachfolge Christi für denkbar hält.
Ich denke eher an das, was uns als Kirche und Gemeinde in den letzten Monaten beschäftigt hat: keine Gottesdienste, kein Gesang, Gefahren, wenn wir zusammenkommen. Ratlosigkeit auf dem Weg in der Pandemie – das hat viele Gemeinden verunsichert und uns gleichzeitig auch auf ganze neue Ideen gebracht.
In allen Sorgen und manchem Grauen vor der Wirklichkeit der Welt besinnt Paulus sich auf die Grundlegung des Glaubens und christlicher Gemeinschaft: Ihr seid reingewaschen durch den Namen des Herrn Jesus Christus. Er bekräftigt also das, was er wenige Kapitel zuvor geschrieben hatte: Einen anderen Grund kann niemand legen als Christus. Er erinnert die Gemeinde an das Heilswerk Jesu Christi, an die Vergebung und seinen Gang ans Kreuz als Versöhnung für die Welt. Und diese Versöhnung mit Gott bringt Versöhnung unter Menschen. Bringt Freiheit für das Leben: Alles ist mir erlaubt!
Aber nicht alles dient zum Guten. Es ist nicht gleichgültig, wie wir leben, welchen Mächten wir uns unterwerfen und wem wir gehorchen, wovon wir uns beherrschen lassen. Manche haben in der Pandemie irrige Thesen aufgestellt: Außerirdische steuern uns oder selbstsüchtige Mächtige auf der Welt. Unsinn! Schlimm genug, dass diese Meinungen sich verbreiten, auch in unseren Kirchen.
Ich möchte der Macht vertrauen, von der der Apostel Paulus redet. Der Macht Gottes und der Liebe Jesu Christi, die er auch ganz praktisch als Mensch gelebt hat. Von dieser Liebe Gottes kann mich nichts trennen, weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte. Nicht die schlimmen Dinge, die Paulus im Brief an die Korinther beim Namen nennt und auch nicht eine Pandemie, die uns vor viele Rätsel stellt.
Nichts soll Macht haben über mich. Und ich freue mich darauf, am Sonntag Gottesdienst zu feiern, von Herzen zu singen und den Menschen in unseren Gemeinden zu begegnen im Namen Jesu Christi.
Pfarrer Alfred Spekker, Frankenheim
Autor:Online-Redaktion |
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