Predigttext
Beieinander bleiben
Und Pharisäer traten hinzu und fragten ihn, ob es einem Mann erlaubt sei, sich von seiner Frau zu scheiden, und versuchten ihn damit. Markus 10, Vers 2
Von Helfried Maas
Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“ Oft ist dieser Satz Jesu als unbarmherziges Argument in Ehekrisen genutzt worden. Meines Erachtens greift diese Perspektive aber zu kurz. Auch die historische Situation des Textes sollte in den Blick genommen werden.
Tut man dies, merkt man, dass Jesus an dieser Stelle besonders die Frauen im Blick hat, deren soziale Absicherung nach einer Scheidung nicht mehr gegeben wäre. Jesus stellt sich – wie so oft – auf die Seite der zu dieser Zeit Schwächeren. Seine Begründung gegen die Ehescheidung entlehnt er dabei weniger der juristischen, sondern vielmehr der schöpfungstheologischen Denkart: Gott hat Mann und Frau als „ein Fleisch“ verbunden, damit sie aufeinander achtgeben und verlässliche Partner sind. Dieser eigentlich lebenslang angelegten Treue stünde eine Ehescheidung entgegen.
Neben diesen Überlegungen sollte auch der Kontext nicht vernachlässigt werden, in dem die Perikope zu verorten ist: Sie ist inmitten von Texten zu finden, die sich um die Nachfolge Jesu drehen: Was heißt es, ein Nachfolger, eine Nachfolgerin Jesu zu sein? Worin zeichnen sich Christinnen und Christen aus?
In die Nachfolge Jesu sind dabei nicht nur Männer getreten. Auch Frauen folgten ihm nachweislich auf seinen Reisen. Geht man hier der Interpretation der Bibelwissenschaftlerin Luzia Sutter Rehmann von der Universität Basel nach, sind in diesem Zusammenhang immer wieder Fälle aufgetreten, in denen Frauen Jesus folgen wollten – ihre Männer aber nicht. Laut Sutter Rehmann gibt es im jüdischen Ehegesetz eine Regelung, dass ein Mann seine Frau ziehen lassen muss, wenn sie nach Jerusalem, in die Heilige Stadt, reisen möchte. Dass im Griechischen dieselbe Vokabel für „ziehen lassen“ und „scheiden lassen“ steht, sei hier nur am Rande erwähnt.
Jesus argumentiert an dieser Stelle also für die Familie und deren sozialen Zusammenhalt. Bevor eine Scheidung erwogen werde, solle doch vielmehr im Blick behalten werden, dass das Haus beieinanderbleiben solle. Manchmal müssen dafür auch eigene Überzeugungen oder Vorbehalte hintanstehen.
Autor:Online-Redaktion |
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