Wort zur Woche
Da geht mir ein Licht auf
Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Jesaja 60, Vers 2b
Wie eine Sonne geht Gottes Herrlichkeit über uns Menschen auf, und die Finsternis, die die Völker bedeckt, wird hell überstrahlt, wenn wir uns aufmachen und selbst zum Licht werden.
Von Friedhelm Kasparick
"Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt!" So verkündet es Jesaja in seinem Prophetenspruch (Jesaja 60,1.2). Diese Weissagung ist gefüllt mit der Erfahrung, dass Gottes Volk immer wieder durchs Dunkel ins Licht geführt wurde, und stets gab es einen Neuanfang und neue Hoffnungen. In dem bekannten Gebet aus dem Warschauer Ghetto heißt es: "Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht fühle. Ich glaube an Gott, auch wenn er schweigt."
Diese Gewissheit ist es, die uns Menschen befähigt, durch die finsteren Täler unseres Lebens zu gehen, durch Kriegs- und Hungerzeiten, durch Mangel und seelische Not, durch Durststrecken und Wüsten. Das Wissen um ein Licht, das auf uns zukommt, am Ende eines Tunnels, am Ende einer Nacht, am Ende unseres Lebens, das soll uns trösten und Mut machen, selbst für andere zum Licht zu werden und das Licht in uns leuchten zu lassen. „Da geht mir ein Licht auf“, sagen wir, wenn wir eine Erkenntnis haben, die uns weiterbringt. Oft kommt diese Erkenntnis erst im Nachherein, und wir werden nach-sichtig. Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ist so ein Tag, der erhellend für uns sein kann, wenn wir nicht nur unsere Kerzen zum Gedenken brennen lassen, sondern wenn auch unsere Herzen brennen für eine Welt voller Mitgefühl, Respekt und Menschenwürde.
Es gibt so viele Finsternisse und Dunkelheiten in unserem Leben. Und je mehr Licht auf eine Sache fällt, desto mehr Schattenseiten treten zutage. Deshalb scheuen bestimmte Menschen auch das Licht. Wer sich aber dem Licht zuwendet, bekommt auch die Kraft, zu seinem Schatten zu stehen. Wir sollten uns deshalb von dem Licht leiten lassen, das uns entgegenkommt: das Licht der Wahrheit, der Liebe und des Friedens.
Der Autor ist Pfarrer in der Paulusgemeinde Halle.
Autor:Online-Redaktion |
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