Kalenderblatt
Das Murmeltier an der Krippe
Der 2. Februar liegt 40 Tage nach Weihnachten. Die Bedeutungen des Tages sind so vielfältig wie seine Namen: Mariä Lichtmess, Christusfest oder Groundhog Day.
Von Jeffrey Myers
Der 2. Februar markiert eine Grenze und wirft schon einen ersten lichtvollen Blick voraus auf das Osterfest. Traditionell trägt dieser Tag, welcher den Mittelpunkt zwischen der Winter-Sonnenwende und der Tagundnachtgleiche im Frühling bildet, den volkstümlichen Namen Mariä Lichtmess, weil dann die Kerzen für das kommende Jahr geweiht werden. Bis heute bildet der Tag vielerorts den Abschluss der weihnachtlichen Feste.
Natürlich war es für die Reformatoren, die Abstand zu den katholischen Marienfesten zu schaffen versuchten, unmöglich, das traditionelle Lichterfest mit seiner an Aberglauben angelehnten Kerzensegnung einfach zu übernehmen. Aus dem 2. Februar wurde deshalb ein Christusfest – der Tag der Darstellung des Herrn: In Erinnerung an den Auszug aus Ägypten wird der Erstgeborene als Eigentum Gottes angesehen und deshalb im Tempel übergeben, sprich: "dargestellt". In diesem Zusammenhang kommt es zur Begegnung Jesu und seiner Eltern mit Simeon und der greisen Prophetin Hanna.
Nach altem Volksglauben gilt der 2. Februar als sogenannter „Lostag“, der mit etlichen Bauernregeln verbunden ist, wie zum Beispiel: Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit. So entstand etwa auch die Legende zum „Groundhog Day“ (Murmeltiertag).
Am 2. Februar also soll der „Groundhog" (Marmota monax) einmal aus seinem Erdloch herauskommen und sich dann kurz umschauen. Scheint die Sonne, sieht er plötzlich seinen Schatten und bekommt einen Schreck. Als Folge dessen geht er wieder in sein Loch zurück und bleibt dort sechs Wochen. Das heißt: Es dauert noch sechs Wochen bis zum Frühling. Scheint die Sonne aber nicht, bleibt das Murmeltier draußen, und das heißt wiederum: Bald kommt der Frühling!
Dieser Brauch mag wohl auf die deutschen Siedler zurückgehen, die die Tradition zu „Mariä Lichtmess" nach Amerika brachten. Während es in Deutschland der Dachs bzw. der Igel war, der einen Riecher für die Ankunft des Frühlings besitzen sollte, wurde in der Neuen Welt offenbar das Murmeltier zum Ersatz. Im US-Bundesstaat Pennsylvania zum Beispiel, wo die Deutschen die größte Einwanderergruppe bildeten und ihre „Mitbewohner", die Delaware Indianer, das Waldmurmeltier als Stammgroßvater verehrten, ist womöglich eine neue Tradition entstanden.
Es bleibt ein schöner Gedanke, wenn auch die Natur, auf eine eher spielerische Weise, auf die sechs Wochen der Passionszeit hinweist und zusammen mit Gottes Schöpfung auf das kommende Licht zu Ostern im Frühling wartet.
Weil der 2. Februar in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, bieten sich eine Reihe von Themen im Gottesdienst an: von der Geschichte des Simeon mit dem stets aktuellen Thema „Warten“ bis hin zu einem Familiengottesdienst, bei dem man von der Weihnachtskrippe bzw. dem Weihnachtsbaum in der Kirche Abschied nimmt. Manche Gemeinden gestalten aus dem Holz des Weihnachtsbaums ein Kreuz für die bevorstehende Passionszeit.
Ob das Murmeltier eine gute Wetterprognose bringt oder nicht – stets gilt die frohe Botschaft: „Jesus Christus, das Licht der Welt!“
Der Autor ist Pfarrer der Inneren Mission und an der Diakonissenkirche in Frankfurt.
Autor:Online-Redaktion |
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