Wort zur Woche
Das passiert, wenn Gott in mein Leben kommt
Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.
Johannes 1, Vers 16
Die verzweifelten Eltern hofften sehr, dass die Richterin Gnade vor Recht walten lassen möge. Sie wollten den dummen Schabernack ihres Sohnes, der um Haaresbreite Menschenleben gekostet hätte, einfach nicht wahrhaben.
Von Christine Lieberknecht
Der Spielraum der Richterin für dieses Ansinnen war allerdings äußerst gering. Und überhaupt: Würde sich die Richterin mit einem solchen „Gnadenurteil“ nicht dem Vorwurf von Willkür und Schaffung neuen Unrechts aussetzen? Die Wahrscheinlichkeit dieses Vorwurfs wäre wohl nicht von der Hand zu weisen. Aber: war da nicht gerade von „gnadenbringender Weihnachtszeit“ die Rede? Die wunderbaren Zeilen des einstigen Weimarer Sozialreformers und Waisenvaters Johann Daniel Falk (1768–1826) „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit“ schwingen in unserem Ohr.
Ja, der Beginn einer „gnadenbringenden“ Zeit – so empfanden es die Hirten auf dem Feld in Bethlehem. Und die Weisen aus dem Morgenland kündeten davon. Sie „sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“, berichtet der Evangelist Johannes.
Die ersten christlichen Gemeinden bekannten: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ Sie spürten, dass Gott in Jesus Christus nicht nur in die Welt gekommen war. Gott war in ihr Leben gekommen. Furchtsame wurden mutig, Schwache stark, Einsame fanden Gemeinschaft, skrupellose Gauner ließen sich bei ihrem Namen rufen und verteilten ihren Besitz unter den Armen. Todesangst wich der Hoffnung auf einen gnädigen Gott und dem Glauben an sein ewiges Reich.
Menschen merkten, wie ihr Leben in der Nachfolge Jesu Sinn bekam. Was für ein Geschenk! Wo Jesus Christus in dein Leben tritt, da ändert sich alles. Das ist Gnade. Unverdient und einzigartig, allein von Gott. „Sola gratia“, rief Martin Luther: allein durch Gnade und allein durch den Glauben an Jesus Christus. Von dieser Gnade lasst uns reichlich nehmen und Frucht bringen zur Ehre Gottes und in tätiger Nächstenliebe für die Welt.
Die Autorin ist Pfarrerin i.R. und Thür. Ministerpräsidentin a. D.
Autor:Online-Redaktion |
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