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Der Gärtner

Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater.
Johannes 20, Vers 17 a

Auf vielen Friedhöfen sind in letzter Zeit besonders pflegeleichte Grabstätten ohne Blumen mit nur einem kleinen Grabstein oder einer Stele für die Namen der Verstorbenen eingerichtet worden. Das Mitbringen von Pflanzschalen oder Engelfiguren ist hier ausdrücklich verboten. Sie behindern nämlich den Friedhofsgärtner beim Mähen des Rasens. Und doch häufen sich gerade hier Blumen und anderes Mitgebrachtes. So sehr sucht die Trauer nach ihrem Ort, dass ein Konflikt mit dem Friedhofsgärtner billigend in Kauf genommen wird. Diesen Ort möchten die Hinterbliebenen aufsuchen. Ihn möchten sie pflegen. Hierher möchten sie ihren Lieben, die gestorben sind, Blumen und andere Gaben bringen.
Auch Maria, die Jüngerin aus Magdala, führt ihre Trauer an den Ort des Begräbnisses. Das Grab aber, eine Höhle im Felsen, steht offen. Abgesehen von den beiden Engeln und den Leichentüchern, in denen Jesus lag, ist die Gruft leer. Was ist hier passiert? Maria bekommt keine Antwort. Stattdessen stehen da Fragen: »Warum weinst du?« – »Wen suchst du?« – »Hast du ihn weggetragen?«
Der Mann, den sie zunächst für den Friedhofsgärtner hält, spricht sie mit ihrem Namen »Maria« an. Sie erkennt, dass er Jesus ist und nennt ihn »Lehrer«. Maria möchte ihn wohl ergreifen und festhalten. Das aber verbietet er ihr. Er sei ja schon fast weg. – »Nur das noch: Sage meinen Brüdern (er meint die Jünger), dass ich zum Vater, zu Gott, gehe.«
Trauernde brauchen einen Ort für ihre Trauer. Maria aus Magdala aber braucht ihn schlussendlich nicht mehr. Jesus lebt ja! Und wir können uns mit ihr freuen: Zum Beispiel darüber, dass der Auferstandene wohl etwas von einem Gärtner hat. Der kennt nicht nur jede »Pflanze« in seinem Garten mit Namen. Er erkennt, wie es ihnen geht und welche Hilfe zum Leben die »Gewächse«, also du und ich, brauchen!
Auch ist er unser »Lehrer«: Er gibt uns Orientierung, erweitert uns den Horizont und befreit uns zum Leben. Sein »Garten« ist die Welt, in der wir leben. Auch wir können Jesus, Gottes Sohn, nicht mehr berühren. Dann und wann aber, wenn er uns begegnet, berührt er uns. Leider sind manche Ecken seiner riesigen Gartenanlage ganz schön in Unordnung geraten.
Ralf Euker

Autor:

Online-Redaktion

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