Predigttext
Der Mut hat einen Preis
Petrus aber leugnete und sprach: Frau, ich kenne ihn nicht. Lukas 22, 57
Und mit einem Mal ist er da: der Moment, in dem es darauf ankommt. Am Kaffeetisch mit Freunden. Oder im Verein. Im Gesprächskreis der Gemeinde. Da ist der eine, der nicht aufhören will mit seinen rassistischen Sprüchen.
Von Stefan Körner
Mit Aussagen, die Witze sein sollen, aber nur eins sind: verletzend. Entwürdigend. Menschenverachtend. Der sein Handy immer wieder herausholt und die Bilder und Videos herumzeigt, die nichts anderes sind als digitale Scheite auf die lodernden Feuer des Hasses.
Und du sitzt dabei. Du spürst ein Unwohlsein. Zuerst in der Magengegend. Dann regt sich dein Herz. Dort, wo dein Glaube sitzt. Wo die Geschichten vom Ernst der Nachfolge und von den Früchten, an denen wir erkannt werden sollen, aufgehoben sind. Vielleicht fühlst du in solchen Momenten, wie sich wegen deines Glaubens und um der geschmähten Menschen willen Widerstand regt. Ein Petrusmoment. Als Nachfolger Jesu, da müsstest du jetzt … Eigentlich.
„Da sah ihn eine Magd sitzen und sah ihn genau an und sprach: Dieser war auch mit ihm. Er aber …“ Und da ist er: der Moment, in dem es darauf ankommt. Der Petrusmoment. Er ist alltäglicher, als man denkt. Der Moment, in dem du bestimmst, ob es eine Geschichte der Scham wird oder des Mutes. Ob du Hörer bleibst oder Täter des Wortes wirst. Eine Petrusgeschichte. Oder eine, in der der Hahn zwar kräht, aber du nicht „bitterlich weinst“. Mut braucht es in diesen Momenten. Viel davon. Leider lässt sich kein Mutvorrat anlegen für die Zeiten, in denen ich ihn bräuchte. Denn Mut hat einen Preis. Mut, der nichts kostet, sei kein Mut, heißt es.
Als Rechtsextreme in Gera eine unserer Kirchen als Bühne missbrauchen wollten, mussten wir plötzlich mutig sein. Eine Grenze ziehen. Farbe bekennen. „Diese waren auch mit ihm.“ Doch woran ist das zu erkennen? Um unserem Glauben, unserer Verkündigung treu zu bleiben, mussten wir klare Kante gegen die Vereinnahmung zeigen. Seitdem hören die Anfeindungen und die Hetze gegen unsere Gemeinde nicht auf. Der Mut hat einen Preis. Die Versuchung, sich zurückzuziehen, wie Petrus den Kopf zu schütteln, ist groß. Aber was wäre ein solches Schweigen inmitten des Hasses? Es wäre nichts anderes als eine Variation des Satzes des Petrus: „Ich kenne ihn nicht“.
Autor:Online-Redaktion |
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