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Wort zur Woche
Die Antwort auf Sibyllas Wunsch


So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Jesaja 43, Vers 1


"O laß mich doch / mein Gott / von deiner Liebe wegen / die Liebe dieser Welt auß meinem Herzen legen / Laß deinen Freuden-Geist mich trösten für und für / und wenn mich alles läst / so bleib nuhr du bey mir", schreibt die Barockdichterin Sibylla Schwarz (1621–1638).

Von Olaf Wisch

Dass ihr Gott ein Freund sei, dass ein Freudengeist sie tröste und ihr in Liebe zugetan bleibe, ist ihr sehnlichster Wunsch. Denn ihr stand deutlich die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens vor Augen, nicht nur wegen der Gewalt des Dreißigjährigen Krieges. Auch der frühe Tod ihrer Mutter, eine durchlittene Erkrankung wie auch die prekäre Stellung als Frau prägen ihre Erfahrung. Ihr Gebet klingt weniger demütig bittend als den Umständen ihres Lebens entsprechend. Sie fordert, was ihr nur Gott geben kann: eine außerhalb aller menschlichen Begrenztheiten beständige Beziehung. Selbst über ihren frühen Tod hinaus.

Aus ihren Versen lerne ich, Gott nicht nur anzubeten und zu hoffen, dass er sich mir zuwende. Ich lerne, ihn ohne Furcht anzurufen und zu wissen, dass er mich nicht vergisst. Denn er kennt meinen Namen und will mein Freund sein. Die Worte Jesajas klingen da wie eine Antwort auf Sibyllas Wunsch und als starker Trost in unübersichtlichen und ratlosen Zeiten. Denn im Grunde hat sich seit damals nichts geändert: Auch die gegenwärtige Welt ist von Krieg und Krankheit, von wirtschaftlicher Not und Streit, von kleinkarierter Frömmigkeit und ängstlichem Besitzdenken geplagt. Sicherheiten gibt es nicht. Der Tod ereilt uns heute vielleicht ein paar Jahre später als die jugendliche Dichterin, bleibt aber unausweichlich.

Jesaja erinnert mich daran, dass Gott die überfließende Quelle der Freundschaft ist. Sibylla Schwarz aberermuntert mich, diese Quelle nicht nur zu erkunden, sondern mich ihr mit Beharrlichkeit zuzuwenden und einzufordern, was mein Herz braucht: "So bleib nuhr du bey mir!"

Der Autor ist Pfarrer in Halle. 

Autor:

Online-Redaktion

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