Wort zur Woche
Ein Kästchen für die Sorgen
Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.
1. Petrus 5, Vers 7
Wenn das so einfach wäre! Sorge ist ja gerade das, was mich ständig beschäftigt und nicht einfach loslässt.
von Bärbel Spieker,
Mit Problemen oder Aufgaben kann ich mich beschäftigen, sie nach und nach abarbeiten. Aber Sorge, die bleibt: Sorge darum, was mich als Abschlag für Gas und Strom erwartet, wie es weitergeht mit den stetig steigenden Preisen, der Krieg in der Ukraine, der Beschuss eines Atomkraftwerks, die eigene Gesundheit oder die der mir lieber Menschen, die Situation der Kinder in Schule oder Hochschule, die berufliche Perspektive. Anlass zur Sorge gibt es genug.
Und alles, worum ich mir Sorgen mache, sind Dinge, auf die ich keinen Einfluss habe. Da wünsche ich mir die fröhliche Zuversicht eines Mädchens aus der Grundschule. Mal wieder hatte sie ihr eigenes Ding während des Unterrichts durchgezogen. Jetzt war ich mit der Mutter zum Gespräch verabredet. Sie machte sich große Sorgen, ob ihr Kind jetzt auf eine andere Schule, womöglich eine Förderschule, verwiesen würde. Das Mädchen spürt die Sorge der Mutter und versucht, sie zu beruhigen: „Ach Mama, du hast mich doch bis jetzt auch immer aus allem rausgehauen!“ So einfach ist das für sie. Sie weiß, dass sie in der Schule Mist gebaut hat, aber sie weiß genauso, dass sie sich voll und ganz auf ihre Mutter verlassen kann.
Und genau dieses Gefühl wünscht der Schreiber des Petrusbriefes den Christen damals und uns heute: „Gott steht voll und ganz hinter euch, es ist nicht nötig, dass ihr euch Sorgen macht oder die Gedanken ständig in eurem Kopf kreisen, werft eure Sorge auf Gott, der sorgt für euch, ganz bestimmt!“
Ja, wenn das so einfach wäre. Mir hilft, die Dinge aufzuschreiben, in Worte zu fassen, auf einem Stück Papier greifbar zu machen. Natürlich sind die Sorgen dann nicht weg, aber ich kann sie ablegen, in ein Kästchen oder unter einen kleinen Stein, der neben einer Kerze liegt. Und dann zünde ich die Kerze an, und trotz aller Sorge wird es wieder hell, und ich kann nach vorne schauen.
Die Autorin ist Pfarrerin in Oranienbaum.
Autor:Online-Redaktion |
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