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Predigttext
Gebet als Anker

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Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet.Jakobus 5, Verse 13+16

Not lehrt beten“, so weiß es der Volksmund. Und manchmal wird diese Weisheit abschätzig so auf die Spitze getrieben: „Weil es ihm gerade schlecht geht, fragt er nach Gott. Wenn es ihm wieder besser geht, interessiert ihn der Glaube nicht mehr.“

Von Helfried Maas

Und dennoch: Ist es nicht normal, dass der Mensch in Situationen des Leidens, des Schmerzes und der Trauer mehr als sonst im Leben nach Halt sucht?

Der Schreiber des Jakobusbriefes macht Mut dazu, dass man im Leid das Gebet als Ankerpunkt im Leben wahrnehmen soll. Aber er bestärkt die Adressaten des Briefes und uns genauso darin, dass wir in guten Momenten einen Psalm anstimmen sollen – also ein Loblied auf Gott und seine wunderbaren Werke, die er an uns getan hat.

Wir sollen Gott hineinnehmen in die dunklen und die hellen Stunden, in die Täler und auf die Gipfel des Lebens. Er soll mitten unter uns sein, wenn wir trauern und uns am liebsten vergraben wollen, aber auch, wenn wir die Geburt eines Kindes feiern und vor Glück tanzen möchten. Dabei soll das eigene Leben im Ganzen nicht nur aus der persönlichen Sicht wahrgenommen werden.

Der Schreiber des Jakobusbriefs ruft dazu auf, dass die Menschen füreinander beten sollen, nachdem sie sich gegenseitig über ihre eigenen Sünden verständigt haben. Hier wird dazu aufgerufen, die eigene Begrenztheit wahrzunehmen, die individuellen Fehler einzugestehen. Es ist ja wohl kein Geheimnis, dass auch der beste Christenmensch nicht ohne Fehl und Tadel sein kann. Und so kann es nur gut sein, dass man sich seiner eigenen Fehlerhaftigkeit bewusst ist, um einen barmherzigen Blick auch auf seinen Nächsten haben zu können.
In diesem Sinne können Beziehungen wieder gesund, ja „ganz“ werden: indem ich meinen Nächsten wie mich selbst im Blick habe, und indem ich Gott mitten hineinnehme in dieses Verhältnis.

Dann kann das Miteinander gelingen im Leid und in den frohen Stunden, im flehenden Gebet und im lobsingenden Psalm. Nur wenn Gott mit im Spiel ist, kann unser Miteinander „ganz“ werden und „ganz“ sein. 

Der Autor ist Pfarrer im Kirchspiel Wiehe.

Pfarrer Helfried Maas | Foto: H. Maas
Autor:

Online-Redaktion

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