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Wort zur Woche
Gemeinschaft im überfüllten Zugabteil

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Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.
Sacharia 4, Vers 6b


Womit verbinden Sie Pfingsten?“ – Als ich kürzlich im Zug unterwegs war, stellte ich Mitreisenden diese Frage. Einige zuckten mit den Schultern, andere assoziierten Ausflüge in die Natur.

Von Katharina Freudenberg

Zwei Gesprächsgänge führten weiter: Ein Mitreisender, ein Kunsthistoriker, hatte das Bild vor sich, wie die Jünger Jesu eng zusammengedrängt in einem Raum stehen und sich dieser Raum nach oben hin öffnet. Da wir selbst eng zusammengedrängt im überfüllten Regionalzug standen, war es eine schöne Vorstellung, dass sich über uns der Himmel öffnet.

Das geschah zwar nicht wörtlich, aber doch im übertragenen Sinn: Es entspannen sich interessante Gespräche zwischen verschiedenen Reisenden, die keinen Sitzplatz mehr gefunden hatten. Nicht das Meckern über den überfüllten Zug hatte die Überhand, sondern die sich fremden Menschen hatten Lust zum Erzählen. Hier wehte ein überraschend offener und verbindender Geist.

Ein anderer, der auch mit der Pfingstgeschichte vertraut war, machte eine andere Beobachtung: „Der Geist Gottes, den die Jünger in der Pfingstgeschichte so deutlich erlebt haben, ist so wenig greifbar, dass es das Pfingstfest geschafft hat, nicht kommerzialisiert zu werden. Weder Pfingstsüßigkeiten noch Pfingstspielzeuge überschwemmen die Läden. Mit dem Geist Gottes können die Geschäftsleute nicht viel anfangen.“ In der Tat ist Pfingsten ein Fest, dessen Botschaft sich selbst vielen Christen nicht unmittelbar erschließt. Viele fragen sich, wie sich dieser Geist zeigt, der in der Prophezeiung des Sacharja Veränderungen herbeiführen soll ohne Heer und Kraft. Ein Teil der Schwierigkeit, den Göttlichen Geist zu greifen, liegt vielleicht in der großen Fülle, in denen der Geist in der biblischen Tradition in Erscheinung tritt. Er begegnet als schöpferischer Geist, als Gabe der Weisheit, als Stifter von Gemeinschaft oder Lehrmeister im Glauben. Pfingsten lädt uns ein, unsere Augen und Herzen für den Geist Gottes und sein – mitunter hintergründiges – Wirken zu öffnen.

Die Autorin ist Pfarrerin auf einer landeskirchlichen Pfarrstelle an der Universität Halle.

Pfarrerin Katharina Freudenberg | Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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