Betrachtung
Gespräch übers Wetter
Von Gerd-Matthias Hoeffchen
Tagelang hatten sie auf der Lauer gelegen. Jeden Morgen, in aller Frühe, gingen sie aufs Feld, die Frau und der Mann. Nein. Noch immer nichts. Und dann, nach einer milden Nacht, war es soweit: Der Spargel brach durch die Erdkrume. »Dieses Jahr ist er regelrecht geschossen«, erzählt die Bäuerin, »weil es lange nass und kalt war, und die Wärme dann so plötzlich kam«. Und schon waren alle Anwesenden im angeregten Gespräch: Bauersfamilie und Kundschaft, jeder im Hofladen wusste etwas übers Wetter zu erzählen. Herrlich. Das war vor ein paar Wochen.
Als Kind hatte ich im Englisch-Unterricht noch gegrinst, wenn uns die Lehrerin erklärte, dass man im Vereinten Königreich Großbritannien eine Plauderei grundsätzlich mit einer Bemerkung übers Wetter anzufangen habe. Später, im Laufe der Jahre, ist mir die Weisheit dieses Rituals aufgegangen. Denn: Beim Wetter, da kann jeder mitreden.
Es wird regnen. Oder auch nicht. Die Sonne soll zum Wochenende rauskommen – vielleicht. Sturm? Hagel? Blauer Himmel? Wer kann das schon sagen? Und überhaupt: Welches Wetter ist überhaupt »gut«? Die Bäuerin gibt eine andere Antwort als die Urlauberin; freut sich der Gärtner über Regen, ärgern sich die Kinder im Schwimmbad.
Dahinter steckt die uralte Erfahrung: Wir haben null Einfluss aufs Wetter.
Wir schauen, wir messen, wir vergleichen. Und dann liegt doch alles in Gottes Hand, wie es in den Kirchenliedern so wunderbar ausgedrückt wird.
Ja, Sonne, Regen, Wind und Wetter sind ein Gottesgeschenk. Für Bäuerin und Gärtner. Aber auch, um eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Probieren Sie’s aus!
Autor:Online-Redaktion |
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