Wort zur Woche

Gibt es ein Jüngstes Gericht?

Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.
2. Korinther 5, Vers 10a

Das Thema des Vorletzten Sonntages im Kirchenjahr ist das Jüngste Gericht. Dass mit diesem Sonntag zugleich der Volkstrauertag begangen wird, steht dem nicht entgegen.

Von Oliver Behre

Denn der Krieg mit all seinen Schrecken, seinem Leid und dem Tod so vieler Menschen kann auch als ein Gericht gesehen werden: als ein Gericht über die Menschheit, deren Völker es nicht vermocht haben, in Frieden miteinander auszukommen.

Freilich liegt darin kein Trost für die, die um den Verlust eines lieben Menschen im Krieg trauern! Denn: Trifft dieses Gericht die Richtigen? Es sind ja nicht unbedingt nur „Mörder in Uniform“, die im Krieg ihr Leben lassen, sondern auch viele Kinder, Unschuldige oder unfreiwillig am Krieg Beteiligte.

Das Gericht Gottes am Jüngsten Tage hat sicher noch eine ganz andere Qualität. Es dient der Gerechtigkeit! Das kann man von einem Krieg sicher nicht sagen.

Doch wie soll ich mir das vorstellen? Was kommt danach? Gibt es eine Hölle als Ort der Strafe? Oder nimmt Gott am Ende alle Menschen zu sich in den Himmel? Oder gibt es irgendwas dazwischen?

Das Gerichtsthema wirft Fragen auf, die für mich schwer zu beantworten sind. Vielleicht muss das bei Gott aber so sein? Denn sein Frieden und seine Gerechtigkeit sind höher als unsere Vernunft.

Das wird am Tod von Jesus am Kreuz sichtbar. War es wirklich notwendig, dass Jesus am Kreuz für die Sünde der Welt mit seinem Tode „bezahlt“?, fragen viele. Dennoch war es Jesus selbst, der sich diesem Weg nicht entzogen hat, und der auch von einem Jüngsten Gericht redet.

Damit sagt er: Es gibt mit dem Leben eine Verantwortung, der wir uns nicht entziehen können und über die wir Rechenschaft ablegen müssen.

Auch wenn bei Gott am Ende alles gut wird: Die Herausforderung, sein Leben vor Gott zu verantworten, bleibt!

Der Autor ist Pfarrer im Evangelischen Kirchengemeindeverband Zörbig.