Predigttext
Gott weiß, was er tut
Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer.1. Mose 22, Vers 8
Es ist sehr schwer, einen Weg gehen zu müssen, den ich nicht selbst gewählt habe, den ich partout nicht gehen will, so wie es Abraham erlebt hat. Doch was wäre so schwer und vergleichbar mit der Prüfung, die ihm auferlegt wurde? Eine schwere Krankheit, Krieg?
Von Sabine Kuschel
Vielleicht Krieg, wie er nicht allzu weit von uns entfernt stattfindet. Vielleicht können Eltern, Frauen, deren Sohn, deren Partner als Soldat in den Krieg zieht, am ehesten nachempfinden, wie es Abraham zumute war.
Der Vergleich hinkt, denn bestimmt ist Krieg keine Variante, die Gott wählen würde, um uns zu prüfen. Und überhaupt lässt sich die Bibelgeschichte nicht eins zu eins in unsere Zeit übertragen. Die Vorstellungen, die Rituale, das Leben der Menschen vor Tausenden von Jahren, als diese Erzählung aufgeschrieben wurde, mögen andere gewesen sein als heute.
Das eigene, über alles geliebte Kind, auf dem eine große Verheißung liegt, opfern zu müssen, mutet im 21. Jahrhundert als Ungeheuerlichkeit Gottes an. Es hilft der Blick auf das gute Ende der Geschichte, welches nahelegt, dass Gott keineswegs die Absicht hatte, Abrahams Sohn Isaak als Opfer anzunehmen.
Zur Erinnerung: Einst wurde dem kinderlosen Abraham die Geburt eines Sohnes angekündigt und ihm zugesagt, dass ein großes Volk aus ihm entstehen wird und er zum Segen für die Völker werden sollte.
Ohne Bitten und Klagen, ohne zu protestieren nimmt Abraham jetzt den Befehl an. Die arglose Frage Isaaks nach dem Schaf als Brandopfer muss ihn innerlich zerrissen haben. Aus Abrahams Antwort „Gott wird sich ersehen ein Schaf als Brandopfer“ spricht nicht etwa eine verborgene Hoffnung auf eine Hintertür als vielmehr das Vertrauen: Gott weiß, was er tut.
Ich kenne Menschen, die erfahren haben, wie ihnen bei Schicksalsschlägen ungeahnte Kraft zuwuchs, sodass sie Schweres ertragen konnten, in der Gewissheit: Ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.
Abraham war bereit, die ihm versprochene große Zukunft preiszugeben. So weltfremd er uns auch erscheint, lebt er uns doch vor, wie sich ein gläubiger Mensch völlig auf eine absurd erscheinende Herausforderung einlassen kann und dabei die Verheißung Gottes, ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein, neu erfährt.
Autor:Online-Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.