Predigttext
Gottes Wort weitergeben
Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Jeremia 23, Vers 28
Gott wütet gegen „die Propheten“. Und Jeremia muss diese Worte weitergeben an die Führenden von Jerusalem. Er gibt die Kritik Gottes also weiter an seinen eigenen „Berufsstand“.
Von Sabrina Pieper
Jeremia kann einem leidtun, dass er gegen sich selbst sprechen muss. Es ist schon klar, es geht nicht gegen ihn selbst, sondern gegen die anderen, die falschen Propheten. Und er hat sich diese Aufgabe, diesen „Berufsstand“, ja nicht selbst ausgesucht. Er wurde von Gott erwählt und fühlte sich zu jung, so lesen wir im 1. Kapitel des Buches. Doch Gott wollte genau ihn für diese schwierige, undankbare Aufgabe, die Jeremia – wahrscheinlich immer wieder – in Zwiespalt bringt. Wie kann er das Dilemma lösen, Gott treu zu bleiben, seinem prophetischen Auftrag gerecht zu werden … und trotzdem noch sich selbst im Spiegel anzusehen?
Im Rückblick waren seine Stimme, der Ort und die Zeit richtig. Kurz nach seinem Wirken musste das Volk Gottes in Teilen ins Exil nach Babylon, der Tempel wurde zerstört. Die Prophezeiungen, die Jeremia in Gottes Auftrag weitergab, erfüllten sich. Alles gut und richtig.
Und auch wenn es den einen Verfasser Jeremia nie gegeben hat, sondern das Buch immer wieder ergänzt und weitergeschrieben wurde, so finden wir uns doch in der fiktiven Person des Jeremia wieder.
Unwichtig, an welche Stelle in dieser Welt uns Gott gestellt hat – es gibt immer wieder Situationen, in denen wir in solche Dilemmasituationen geraten. In denen wir wissen, dass wir uns genau jetzt eigentlich gegen uns selbst entscheiden müssen. Und offen dazu stehen müssen!
Der fiktive Jeremia hat seine Aufgabe erfüllt, hat Gottes Willen getan. Wie lange und wie oft er damit haderte, wissen wir nicht. In der Komposition des Buches erlebt Jeremia die Zerstörung Jerusalems und den Weg ins Exil nach Babylon mit.
Auch heute kennen wir die Situation des Jeremia gut: In vielen aktuellen Diskussionen finden sich Beispiele für Dilemmata: der Klimawandel, die Agrarsubventionen, der Rechtsruck in der Bevölkerung und die anstehenden Wahlen. Wir wissen weitere aus dem eigenen Alltag zu ergänzen. Jeremia ist Gott und sich selbst treu geblieben. Diesen Glauben und die Kraft, die daraus folgt, wünsche ich uns allen!
Die Autorin ist Pfarrerin in Mühlberg/Elbe.
Autor:Online-Redaktion |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.