Wochenlied-Serie – Folge 10
Hoffnung auf den Himmel
Das Evangelische Gesangbuch feiert sein 500-jähriges Jubiläum. In einer Serie stellen Kirchenmusiker aus Mitteldeutschland jeden Monat ein Wochenlied vor. In dieser Folge ist es das Lied »Der Himmel, der ist« (EG 153).
Von Martina Hergt
Ein tolles Lied – so finde ich! Dicht gewebt der Text. Kein Wort zuviel. Sparsam sind die wenigen Adjektive verteilt. Und immer wieder singe ich diese drei Worte: Erde-Himmel-kommt. In mir entstehen Bilder wie aus einem Science-Fiction-Film. Vor meinem geistigen Auge, in den endlosen Weiten des Weltalls, erscheint ein Raumfahrer. Er gibt einen Funkspruch an die Kollegen in der Erdstation durch: „… Erde. Stopp. Himmel. Stopp. kommt“. Am Ende des Kirchenjahres, am Ewigkeitssonntag jetzt diese Botschaft. Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes, hören wir in der Epistellesung: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“. Ich bin dankbar für das Lied und für diese Worte. Ich muss das hier auf Erden nicht ohne Hoffnung auf den Himmel durchleben. Ich atme tief durch. Der Himmel, der kommt, kommt zu mir. Ich möchte ihn begrüßen, diesen Gott „im Antlitz des Menschen“ aus Strophe 4, und öffne die Tür.
Die Melodie von Winfried Heurich aus dem Jahr 1980 hat etwas Schwebendes. Es war zunächst ein Auftragswerk des Bistums Limburg. Bewusst haben sich die "Gesangbuchmacher" für dieses Melodiegewand entschieden, es gab auch andere von Rolf Schweitzer, Klaus Huber, Arthur Egli. Die Melodie ist schlicht, hat viele Wiederholungen, eine ruhige Mollstimmung und einen sehr interessanten Rhythmus mit den Schwerpunktverschiebungen. Während ich an der Orgel den Gemeindegesang begleite, denke ich: „Nur nicht zu getragen spielen. Das muss tanzend daherkommen, auch leicht. Wäre nicht auch der Klang einer Djembe passend?“
Den Text hat Kurt Marti verfasst. Es gab einen ganz konkreten Anlass dafür: Auf dem Evangelischen Kirchentag in Essen 1950 beendete der Präses der EKD-Synode Gustav Heinemann, früher in der Bekennender Kirche engagiert und später Bundespräsident, seine Ansprache mit den Worten: „Lasst uns der Welt antworten, wenn sie uns furchtsam machen will: Eure Herren gehen, unser Herr aber kommt!“. 1963 schreib der gesellschaftspolitisch engagierte Pfarrer und Schriftsteller aus Bern das Gedicht „Der Himmel, der ist“. 1970 erweitere Marti die zwei Strophen zu einem fünfstrophigen Gemeindelied. Er spricht selbst von dem Lied als „Kurzpredigt zum Thema ›Reich Gottes‹“.
„Gut, dass es einen Platz in unserem geistlichen Liederschatz und Gesangbuch gefunden hat“, so denke bei mir. Im Jahr des (500-jährigen) Gesangbuchjubiläums trällere ich munter mit: Erde-Himmel-kommt. Nur mit Musik kann der Himmel tanzen.
Die Autorin ist Fachbeauftragte für Chor- und Singarbeit in der Arbeitsstelle Kirchenmusik der EVLKS.
Autor:Online-Redaktion |
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